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20.04.2012

Falsch gestellte Frage


»Was einst Kirchenbann hieß, heißt heute Wissenschaftsbann ... Hetzjagd und Bann sind heute keine mittelalterlichen Schreckgespenste mehr, wohl aber Sonderoptionen im Vademecum der allgemeinen Liberalität. Alles Widerständige, Trotzige, Andersdenkende hat heute weniger verfolgt und bekämpft, sondern in erster Linie aufgearbeitet zu werden. Selbst das Papsttum scheint durch diese Option, mit Rücksicht auf einige bedauerliche Vergangenheitsmakel, Besserung geloben zu wollen. Es ist völlig klar, dass die Anthroposophie keine Ausnahme von der Regel sein darf. Beachtenswert an Zanders Haltung ist, dass es ihm nicht im geringsten um den Inhalt der Anthroposophie geht ..., sondern lediglich um deren Ansprüche und Niederlassungsgenehmigung im Rahmen des modernen Diskursraumes ... Die Frage, ob es eine geistige Welt gibt, ist nach Zander nur eine falsch gestellte Frage, insofern es die Wirkichkeit selbst nicht in Wirklichkeit, sondern nur im Diskurs und als Diskurs gibt. ›Wirklichkeit‹ ist eine Konstruktion in der Kette vom Historismus zum Relativismus und vom Letzteren zum Pluralismus.«

Karen Swassjan in »Aufgearbeitete Anthroposophie«.