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26.04.2012

Dickicht der Ignoranz


Zanders »Anthroposophie in Deutschland« ist in jeder Hinsicht ein totales Werk. Sie zieht die Bilanz einer alten anti-anthroposophischen Tradition ... Sein Buch nimmt sich wie ein gigantisches Puzzle aus, das jahrelang gespielt wird, ohne dass versucht würde, die Teile wieder zu einem Ganzen zusammenzusetzen: Er stellt sie einfach um ... Mit dem Unterschied allerdings, dass der Spielende kein Kind, sondern ein Akademiker ist, was bedeutet: Er fügt die Puzzleteile nicht zu dem vorgegebenen Bild zusammen, sondern zu dem, was er selber phantasiert hat ... Es ist eine Zumutung, Zanders Buch lesen zu müssen, und eine noch größere, es nicht bloss als Leser, sondern als einer zu tun, der sich darüber schriftlich äussern will. Einem so dichten, fast undurchlässigen Dickicht von Ignoranz und Tendenziosität – Goethe hat diese Kombination einmal als »tätige Unwissenheit« bezeichnet – bin ich in meiner Leser-Erfahrung nicht häufig begegnet ... Der Druck, Verwahrungen einzulegen, verfolgt mich nicht nur auf jeder Seite, sondern auf jeder Seite gleich mehrfach, weil jede Seite mehrhaft lügt und schwindelt.

Karen Swassjan in »Aufgearbeitete Anthroposophie«.