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10.11.2012

Wahrheiten und Irrtümer der Geistesforschung


Wie ein basso continuo zieht sich durch Zanders Auseinandersetzung mit Rudolf Steiners Anthroposophie die Unterstellung, Steiner habe in Bezug auf die Ergebnisse seiner Geistesforschung autoritativ einen absoluten Wahrheitsanspruch erhoben und stünde damit im Gegensatz zum Selbstverständnis der ergebnisoffenen, unendlich revidierbaren »modernen« Wissenschaft. Zum Beispiel schreibt Zander auf Seite 872 seines Werkes: »Die Unabschließbarkeit wissenschaftlicher Theoriebildung und die daraus resultierende Vorläufigkeit ihrer Erkenntnisse sah Steiner durch seine objektivistische Epistemologie überholt. Er hat deshalb nicht in Erwägung gezogen, dass alles, was er mit naturwissenschaftlicher Emphase als theosophische Fakten vortrug, immer auch hypothetischen oder gar fiktionalen Charakter besitzen musste.«

Diese in zahhlosen Abwandlungen wiederholte Behauptung schlägt nicht nur dem in fortwährendem Fluß und ständigem Umbau befindlichen, unabgeschlossenen Gesamtwerk Steiners ins Gesicht, sie widerspricht auch vielen expliziten Äußerungen über den Charakter der von ihm vertretenen Geisteswissenschaft. Dies belegen besonders eindrücklich zwei Vorträge Steiners aus dem Jahr 1912 über »Wahrheiten und Irrtümer der Geistesforschung«, die neu in die Quellen aufgenommen worden sind.

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