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20.04.2012

Hermeneutische Unmöglichkeit


»Zander« schreibt Rahel Uhlenhoff im Sammelband »Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart«, »unternimmt den ›programmatischen Versuch, Fakten und Deutungen zu trennen‹. Doch dieser ist sowohl faktisch als auch hermeneutisch unmöglich, es sei denn, man trennt den Inhalt von der Form ab und besetzt die sinnentleerte Form mit neuem, selbst gesetztem Inhalt. Es wäre allerdings sowohl sachdienlicher als auch sinnvoller in der hermeneutischen Tradition von Dilthey bis Derrida, die Deutungen als Deutungsfaktoren eigener Ordnung erst einmal zu verstehen, sie dann zu deuten und die eigene Deutung schließlich kenntlich zu machen, anstatt sie den historischen Akteuren entweder wie ein Scharfrichter überzustülpen oder wie ein Denunziationsdetektiv unterzuschieben. Damit ist nicht gesagt, der Historiker müsse in seiner Deutung der Selbstdeutung der historischen Akteure folgen, wohl aber, er müsse sie zumindest darstellen.«