In einen wahren Dschungel von Missverständnissen führt Zander mit seinem Versuch über die »Anthropologie körperlicher Systeme«. Er bemüht sich darum, zwei Vorstellungskreise miteinander zu verschmelzen, die völlig unterschiedliche Grundlagen haben: die vier Wesensglieder, die sich in vier Systemen des physischen Leibes abbilden und die funktionelle physiologische Dreigliederung, welche die leibliche Grundlage der drei Seelenkräfte Denken, Fühlen und Wollen darstellt. Beide Vorstellungskreise wurden von Steiner unabhängig voneinander entwickelt und dargestellt. Sie aufeinander zu reduzieren oder miteinander zu verschmelzen, stellt einen Irrweg dar und lag nicht in seiner Absicht. Vielmehr sind die unterschiedlichen Gesichtspunkte Ausdruck der Komplexität der menschlichen Organisation, die ein Abbild des physischen und des geistigen Kosmos, ein wahrer Mikrokosmos ist.

Auf S. 1511 zieht Zander folgendes Fazit seines misslungenen Versuchs:

»Mit der Systemanthropologie [der funktionellen physiologischen Dreigliederung in Nerven-Sinnes-System, rhythmisches System und Stoffwechsel-Gliedmaßen-System] war ein [sic!] weitere Anthropologie neben die theosophische [die leibliche Viergliederung in Blut, Nerven, Drüsen und Sinnes-Knochen-System] getreten. Doch die Differenzierung in sinnliche Systemanthropologie und übersinnliche theosophische Anthropologie überdeckt nur oberflächlich, dass Steiner keine abschließende Systematisierung vornahm. Angesichts der fehlenden Kontextualisierung einzelner Vorträge oder Äußerungen ist momentan unentscheidbar, ob die immer wieder wechselnden ›System‹-Prädikate auf konkrete Anfragen oder Lektüren zurückgehen oder ob Steiner spontane Bezüge herstellte, die man nicht auf die Goldwaage einer systematischen Konzeption legen darf.«

Das Fehlen einer abschließenden Systematisierung ist nicht Steiner anzulasten, sondern Zander, der die Notwendigkeit einer solchen unterstellt. Es handelt sich einfach um andere Gesichtspunkte, wenn nach den Abbildern der einzelnen Wesensglieder im physischen Leib gefragt wird, oder nach der physiologischen Grundlage der drei Seelenkräfte im physischen Leib. Die physiologische Viergliederung ist ein Ergebnis der kosmischen Evolution und in ihr bilden sich die vier Wesensglieder als Konstituenten des gesamten Menschen ab: in den Sinnen und dem Skelett zeigt sich das Physische als Physisches, im Drüsensystem der Ätherleib im Physischen, im Nervensystem der Astralleib im Physischen und im Blut das Ich im Physischen. In der physiologischen Dreigliederung bildet sich letztlich die göttliche Trinität bzw. die trinitarisch aufgebaute Hierarchienwelt ab, die den menschlichen Leib auf das geistige Wesen des Menschen hinorganisiert, das seinerseits nach dem Bilde der Trinität geschaffen ist. Sie ist nicht nur die physiologische Grundlage der drei Seelenkräfte, in denen sich das Ich als geistiges Wesen entfaltet, sondern steht auch in einer Beziehung zu der inneren Differenzierung des Astralleibes in Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewusstseinsseele, die unter anderem eine Folge der individualisierenden Tätigkeit des Ich ist.

Zander unterstellt Steiner Widersprüche in seiner Auffassung des Bleis 1906 und 1923/4.

Auf S. 1523 schreibt Zander:

»In frühen Äußerungen Steiners zur Bedeutung des Blei sprach er 1906 von der ›im Blei verkörperten Geistigkeit‹ (GA 962,167) und meinte, es sei in einer früheren Erdenperiode flüssig gewesen (GA 97,295), ... ordnete es aber erst 1923 / 24 medizinisch genauer ein. Steiner dürfte die Auffassung vertreten haben, dass Blei die körperliche Konstitution festige, insbesondere wenn der Mensch in der Gefahr stehe, durch eine zu starke Vergeistigung seinen physischen Halt zu verlieren. Steiner begründete mithin eine Wirkung durch eine Funktionsähnlichkeit. Offenbar hat Steiner in den Vorstellungen von 1906 und 1924 kontradiktorische Konzeptionen vertreten.«

Von einer »kontradiktorischen Konzeption« ist bei genauerem Hinsehen weit und breit nichts zu sehen. 1906 sprach Steiner über die Metalle im allgemeinen und darüber, dass sie zu früheren Zeiten der Erde flüssig waren und sich später verfestigten. Außerdem sind alle Metalle Verkörperungen einer »gewissen Geistigkeit«, nicht nur das Blei. Ebendiese Geistigkeit macht ja auch ihre Verwendung als Heilmittel möglich. Von einer solchen ist aber 1906 nirgends die Rede. Wenn Zander womöglich aus der Tatsache, dass Steiner von der Verkörperung eines Geistigen im Blei ableitet, er habe diesem eine vergeistigende Wirkung zugeschrieben, so geht dieser Irrtum allein auf sein Konto. Er bildet aber die Voraussetzung dafür, dass er Steiner eine kontradiktorische Konzeption unterstellen kann, während Steiner in Wahrheit schon 1911 in seiner »Okkulten Physiologie« dem Saturn-Milz-Blei-Komplex dieselben Wirkungen zuschrieb wie 1923/4.

Die Bemerkungen Steiners 1906:

»Was in unserer Umgebung ist, das Kleinste und das Größte, stellt den Körper eines Geistigen vor. Gold, Silber, Kupfer, alles was da lebt, ist Körper für etwas Geistiges. Auch Blei ist der äußere Körper für eine gewisse Geistigkeit. Und wer mit Blei hantiert, hat es nicht nur mit Blei im chemischen Sinne, sondern auch mit dessen Geistigkeit zu tun. Blei greift nicht nur die Lunge an, sondern hat auch eine ganz bestimmte Wirkung auf den übrigen Menschen.« ... (GA 96, 1. Oktober 1906, Dornach 1989, S. 86)

»Gehen wir in der Evolution der Erde zurück. Einst hatte sie eine ganz andere Gestalt. ... Da kommen wir zu immer höheren Temperaturen, bei denen die Metalle umherrannen, wie heute das Wasser dahinrinnt. Alle Metalle sind dadurch zu diesen Gängen in der Erde geworden, dass sie zuerst in Bächen dahingeflossen sind. Genau wie das Blei heute fest und das Quecksilber flüssig ist, so war das Blei einmal flüssig, und so wird das Quecksilber einst ein festes Metall werden. So ist die Erde wandelbar, aber der Mensch hat diese verschiedenen Evolutionen immer mitgemacht.« (GA 96, 21. Oktober 1906, Dornach 1989, S. 159)

Die Bemerkungen in der »Okkulten Physiologie« 1911:

»Jedes solches Individualisieren, Selbständigmachen einer Wesenheit nennt man im Okkultismus ›Saturnisch‹, etwas, das durch Saturnwirkung herbeigeführt wird. Das ist die ursprüngliche Idee, das Wesentliche des Saturnischen: dass aus einem umfassenden Gesamtorganismus ein Wesen herausgestellt, isoliert, individualisiert wird, so dass es in sich selber eine gesonderte Regelmäßigkeit entfalten kann.« (GA 128, Dornach 1991, S. 62-63)

Die Äußerungen 1923 über die Wirkungen des Blei:

»Wenn jener Vorgang, der sich im Auge abspielt durch dieses Zusammenwirken des Phosphorprozesses und des Kieselsäureprozesses, der ein inniges, harmonisches Zusammenwirken der beiden darstellt, sich ins Gehirn hinein fortsetzen würde, so würden wir ganz erfüllt sein von einem Sinnesprozess, wir würden ganz hingegeben sein an die Natur, wir würden nicht als Menschen herausgehoben sein aus der Natur. Wir müssen uns aber als Menschen herausheben aus der Natur. Und dazu muss im Gehirn ein anderer Prozess stattfinden als in den Sinnen, ein Prozess, der den Menschen absondert von den Naturprozessen. Während sich im Auge eigentlich etwas abspielt, was nur Fortsetzung eines äußeren Naturprozesses in die Vitalisation hinein ist – die Sinnesorgane sind ja eigentlich wie Golfe, die sich in den Menschen hineinerstrecken –, muss sich im Gehirn etwas absondern, selbständig machen.

Das geschieht wieder durch einen Prozess, den wir auch draußen in der Natur finden. Was in uns – wenn ich mich jetzt psychologisch ausdrücken darf –, aus der Wahrnehmung die Vorstellung macht mit Hilfe der menschlichen Organisation, das ist ein Vorgang im Inneren der Nerven-Sinnesorganisation, der jenen Vorgängen entspricht, die wir draußen im Blei finden. Daher können wir sagen: Wenn das, was durch das Auge in der Wahrnehmung aufgefasst wird, nun weiter zurückgeht in das Nerven-Sinnessystem, dann muss ihm entgegenkommen ein Prozess, der gleich ist dem Bleiprozess. Nur dadurch kann der Mensch das, was er wahrnimmt, auch denken. Dadurch wird das Gehirn ein Denkorgan; sonst würde es auch ein Wahrnehmungsorgan sein. Auf diese Weise wird der Mensch verselbständigt.

Damit habe ich hingedeutet auf etwas, was in der Kopforganisation charakteristisch ist. Ich sagte also: dasselbe, was sich draußen im Bleiprozess abspielt, müsse sich in der Kopforganisation abspielen, damit der Denkprozess im Menschen zustande kommen kann.

Nehmen wir nun einmal die Bleifunktion und bringen wir sie nun nicht in die Nervenorganisation – wenn der Mensch geboren wird, ist das Blei von der Natur selber da, ist die Bleifunktion da, ohne dass die Substanz des Bleies nachgewiesen werden kann –, sondern bringen wir die Bleifunktion jetzt in die Verdauungsorganisation und in das Weitere hinein; dafür sorgt schon das Leben, zum Beispiel manchmal bei den Bleivergiftungen. Wenn Sie nun beobachten in allen Erscheinungen, was das Blei im Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen bewirkt, so bekommen Sie ein Bild, das sich zwar in verschiedenen einzelnen Symptomen darstellt, das aber eigentlich doch am charakteristischsten zusammengefasst wird etwa in dem Symptomkomplex von Dementia senilis oder der Arteriosclerosis cerebralis: Sie bekommen dann das Bild des im Alter zerfallenden menschlichen Organismus. Das heißt mit anderen Worten: Wenn ich denselben Prozess, der mir im Gehirn meine Selbständigkeit als organisches Wesen sichert, auf den anderen Pol des Menschen in Anwendung bringe, auf das Verdauungssystem und auf das damit im Zusammenhange stehende Gliedmaßensystem, dann bekomme ich ein Krankheitsbild; was also im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem ein Krankheitsprozess ist, das ist für den Nerven-Sinnesmenschen eine notwendige organische Funktion. Wenn ich also die Sklerose als ein langsames Sterben auffasse, so muss ich auch sagen: in einer gewissen abgeschwächten Form muss sie fortwährend im Haupte des Menschen funktionieren, dort ist sie der normale Zustand.« (GA 312, Vortrag vom 16. November 1923, Dornach 1994, S. 114 f.)

Die abschließende Funktion des Bleis macht Steiner auch für dieses Metall als Heilmittel gegen Arteriosklerose 1924 geltend, wenn er sagt: »Das Blei hat eigentlich die Wirkung, den Menschen in den Schlafzustand zu versetzen, astralischen Leib und Ich-Organisation nach außen zu drängen.

Stellen Sie sich das nur lebhaft vor. Der Mensch will schlafen, wenn er Blei genießt. Es kommt aber nicht zum Schlaf in Wirklichkeit. Es kommt nur dazu, dass Ich und astralischer Leib herausbefördert werden. Aber das Blei verhindert zu gleicher Zeit, dass die Wirkungen von außen eintreten. Das Blei befördert den astralischen Leib und die Ich-Organisation zentrifugal nach außen, aber es verhindert die zentripetalen, die nach innen wirkenden Kräfte. Der Mensch kommt halb ins Schlafen, kann aber nicht ganz schlafen, weil die Wirkung von außen behindert wird durch den Bleigenuss ... Wir finden, wenn wir dem menschlichen Organismus nunmehr Blei beibringen, so tritt nicht Schwindel und Ohnmacht ein, sondern es werden nur abgehalten die sklerotisierenden Kräfte unter Umständen, indem man das Blei zu einem entsprechenden Heilmittel präpariert, es werden die astralischen Kräfte von außen und die Ich-Kräfte von außen, die sklerotisierenden Kräfte dadurch abgehalten, weil der Mensch dann auch Zustände durchmacht, in denen er nicht in den Schlaf kommt, sondern in denen nur durch das Blei sein astralischer Leib und die Ich-Organisation herausgetrieben werden, aber die zu starken Kräfte von außen abgehalten werden.« (GA 319, Vortrag vom 29. August 1924, Dornach 1994, S. 237 f.)

Zander unterstellt Steiner im Zusammenhang mit der Diskussion über die Mistel als Krebsheilmittel ein Zugeständnis der Empirieferne seiner Kosmologie.

Auf S. 1529 schreibt Zander:

»Immerhin realisierte Steiner, dass sein kosmologischer Interpretationsrahmen der Mistel von den Konzepten der empirischen Medizin weit entfernt war: ›Nur muss man sich allerdings ganz klar sein darüber, dass das zunächst die abstrakten Gedankenkonstruktionen sind oder höchstens auch die abstrakten Konstruktionen des clairvoyanten Hellsehens‹. (GA 319,75)«

In seinen Londoner Vorträgen über Medizin auf geisteswissenschaftlicher Grundlage Anfang September 1923, bei denen es sich um Vorträge vor einem weitgehend mit Anthroposophie nicht vertrauten Publikum handelte, stand Steiner, wie in anderen Vorträgen auch, vor dem Problem, die komplexen Tatsachen- und Begründungszusammenhänge seiner medizinischen Theorien in ein bis zwei Stunden zu entwickeln. Da die in deutsch gehaltenen Vorträge außerdem schrittweise ins Englische übersetzt wurden, verkürzte sich die zur Verfügung stehende Zeit zusätzlich. Dieses Grundproblem reflektieren Bemerkungen aus beiden Londoner Vorträgen. Im Vortrag vom 2. September heißt es:

»Ich kann mir sehr gut denken – und ich kenne alle die Untergründe, aus denen so etwas hervorgeht –, dass sich in Ihnen wirklich Widerspruch über Widerspruch gegen dasjenige, was ich zu sagen haben werde, geltend macht. Ich verstehe diese Widersprüche vollständig. Und eigentlich kann es heute noch nicht anders sein, als dass aus der wissenschaftlichen Überzeugung, die der Arzt hat, eben solche Widersprüche kommen. Deshalb war es uns auch nicht zunächst darum zu tun, irgend etwas theoretisch zu vertreten, sondern sogleich mit der Praxis aufzutreten.« (GA 319, Vortrag vom 2. September 1923, Dornach 1982, S. 35)

Im Vortrag vom 3. September:

»Es ist mir gesagt worden, dass eine noch weitergehende theoretische Begründung desjenigen gewünscht werde, was ich gestern vorgebracht habe. Nun ist es mir immer so, als ob die Zweifel und die innere Opposition, die sich gegen die Anschauungsweise in ganz begreiflicher Art heute geltend machen muss, noch stärker, ich möchte sagen, aus dem Inneren herausgetrieben werden, wenn diese geistige Begründung gegeben wird, und dass ich namentlich mit Bezug auf das Medizinische ein bisschen die Hoffnung habe, dass es ja auf diesem Felde so ist, dass, wenn die Heilmittel helfen werden in der Anwendung und man aus den Heilmitteln sehen wird, dass hinter der Sache etwas steckt, man uns die theoretische Grundlage verzeihen werde. So dass ich gerade auf diesem Gebiete, wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird, etwas zurückhaltend bin mit der theoretischen Begründung. Denn sie muss für den ersten Augenblick noch phantastischer klingen, obwohl sie so exakt ist wie die Mathematik, als dasjenige, was über die Praxis der Heilmittel gesagt werden kann.« (GA 319, Vortrag vom 3. September 1923, Dornach 1982, S. 54)

Allerdings war Steiner überzeugt, sinnesempirische Forschung werde die übersinnliche Forschung bestätigen. Im weiteren Verlauf des Vortrags sagt er nämlich:

»Meine sehr verehrten Anwesenden, ich fordere Sie auf, alles dasjenige, was histologisch, was embryologisch, was sonst entwickelungsgeschichtlich, evolutionistisch über die Beschreibung, ich will sagen, zum Beispiel einer Embryonalzelle und einer Nervenzelle zu sagen ist, all das vorurteilslos zu prüfen und Sie werden das mit keiner anderen theoretischen Grundlage in Übereinstimmung finden können als einzig und allein mit derjenigen, die ich eben auseinandergesetzt habe.

Und so kann man schon wirklich als ein, ich möchte sagen, ganz gewissenhafter Skeptiker zu demjenigen stehen, was die Geistesforschung, die ich vertrete, sonst sagt. Sie sagt, man kann kommen zu einer Art von exakter Clairvoyance, einem exakten Untersuchen dieses Übersinnlichen. Wie man dieses Übersinnliche exakt untersucht: ich habe es beschrieben in meinem Buche, das als ›Initiation‹ ins Englische übersetzt worden ist. Gerade durch solche Untersuchungen des Übersinnlichen kommt man eben dazu, dasjenige, was nun nicht mehr den physischen Naturgesetzen folgt, sondern eigentlich in der Natur eine Art künstlerischer Tätigkeit ist, dass man das, diese plastischen, diese plastizierenden Kräfte verfolgt, die vorzugsweise im menschlichen Kopforganismus tätig sind, und die in diesem Kopforganismus jene sonst als Ausscheidungsimpulse nach außen getriebenen materiellen Entitäten formen.« (GA 319, Vortrag vom 3. September 1923, Dornach 1982, S. 62)

Kurz darauf:

»Dasjenige also, was erreicht werden kann durch dieses Hinlenken der Menschenerkenntnis von der bloßen physischen Natur zur geistigen Natur, das ist, dass wir lernen, die Prozesse, die wir in der Pathologie beobachten, bei einer therapeutischen Behandlung so vorauszusehen, wie wir sonst im Laboratorium oder im physikalischen Kabinett einen äußeren Naturprozess voraussagen. Tritt er in der Weise ein, wie wir ihn vorausgesagt haben, so haben wir die Sache durchschaut. So dehnen wir das wirklich Wissenschaftliche so aus, wie wir es gewohnt sind in der Physik zu machen, während wir in den biologischen Wissenschaften, und namentlich in ihrer praktisch therapeutischen Verwertung, eben heute durchaus sehen, dass eine bloße empiristische Methode da ist. Es handelt sich also nicht darum, weniger Wissenschaft zu haben, sondern mehr Wissenschaft zu haben, um zu einer wirklich rationellen, das heißt, auch durchschaubaren Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen Pathologie und Therapie zu kommen.« (GA 319, Vortrag vom 3. September 1923, Dornach 1982, S. 67)

Steiners Bemerkungen im Verlauf seiner Darstellungen zur Mistel, bei dem Gesagten handle es sich zunächst nur um »die abstrakten Gedankenkonstruktionen ... oder höchstens auch die abstrakten Konstruktionen des clairvoyanten Hellsehens«, sind daher nicht so zu verstehen, als hätte er durch sie eingestanden, sein »kosmologischer Interpretationsrahmen« sei »von den Konzepten der empirischen Medizin weit entfernt«, wie Zander behauptet, sie beziehen sich vielmehr auf die »theoretischen Begründungen«, durch die Steiner versuchte, dem nicht über das geistige Schauen verfügenden Publikum die Forschungsergebnisse dieses Schauens plausibel zu machen.

Zander behauptet, Steiner habe mit seinen landwirtschaftlichen Vorträgen in Koberwitz schon am Abend seiner Anreise begonnen.

Auf S. 1585 schreibt Zander:

»Nachdem man Steiner und seine Entourage sowie ›eine ganze Schar von Schauspielern und Eurythmistinnen‹ auf dem Breslauer Bahnhof empfangen hatte, begann er noch am selben Abend mit seinen landwirtschaftlichen Vorträgen (7. bis zum 16. Juni).«

Steiner traf am Abend des 6. Juni in Koberwitz ein und hielt den ersten Vortrag am Vormittag des 7. Juni. Vgl. Adalbert von Keyserlingk (Hg.): Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirtschaft, Stuttgart 1974, S. 112-113.

Zander behauptet, vor Steiners Zimmer in Koberwitz habe allein Adalbert von Keyserlingk des Nachts Wache gehalten.

Auf S. 1585 schreibt Zander:

»Adalbert von Keyserlingk saß nachts vor Steiners Türe Wache ...«

Adalbert von Keyserlingk hielt nicht alleine Wache vor der Türe Steiners, sondern Teilnehmer aus der anthroposophischen Jugendgruppe wechselten sich alle 2 Stunden ab. Vgl. Adalbert von Keyserlingk: Erinnerungen an frühe Forschungsarbeiten, Dürnau 1993, S. 84.