Verfälschung durch Auslassung praktiziert Zander einmal mehr bei seiner Behandlung des Themas Steiner und Troxler.

Auf S. 923 schreibt Zander:

»Auch in der Anthropologie suchte Steiner Troxler als Vorläufer der Anthroposophie zu deuten. Troxler habe (wie Johann Gottlieb Fichte und auch sein Sohn Immanuel Hermann) vom ›ätherischen Leib‹ (GA 168,67) gewusst, so Steiner 1916. Im Hintergrund dieser Behauptung stehen Sätze von Troxler wie der folgende, den Steiner mehrfach zitierte: ›Schon früher haben die Philosophen einen feinen, hehren Seelleib unterschieden von dem gröberen Körper, oder in diesem Sinne eine Art von Hülle des Geistes angenommen, eine Seele, die ein Bild des Leibes an sich habe, das sie Schema nannten und das ihnen der innere höhere Mensch war.‹

Steiner konnte gar an diesem Satz die Anthroposophie als Erfüllung von Troxlers Konzeption proklamieren:

›Der Zusammenhang, in dem diese Worte bei Troxler stehen, und dessen ganze Weltanschauung bezeugen, dass man bei ihm Bestrebungen sehen darf, die sich durch eine Geisteswissenschaft im Sinne dieser Schriften erfüllen lassen.‹ (GA 35,216)

Aber an anderer Stelle erschien Troxler im gleichen Jahr nur ›wie eine Art Vorbote‹ (GA 171,334), der ›in gewissen Ideen‹ auf Anthroposophie ›hingearbeitet‹ habe (ebd., 338).«

Troxler erschien nicht nur »an anderer Stelle« (die Zander natürlich erst durch mühsame Recherche entdecken musste) als Vorbote der Anthroposophie, sondern auch in jenem Text, in dem Steiner diese Anthroposophie als Erfüllung des von Troxler Angestrebten angeblich »proklamierte«. Denn Steiner fährt unmittelbar im Anschluss an die von Zander aus GA 35 zitierten Sätze fort:

»Nur weil Troxler nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass Anthroposophie nur möglich ist durch Entwicklung von Seelenfähigkeiten in der Richtung wie diese Schrift dies andeutet, fällt er mit seinen eigenen Anschauungen in Gesichtspunkte zurück, die gegenüber dem von J. G. Fichte, Schelling, Hegel errungenen nicht ein Fortschritt, sondern ein Rückschritt sind. (Vgl. mein Buch: ›Die Rätsel der Philosophie‹.)«

Rudolf Steiner: »Die Aufgabe der Geisteswissenschaft und deren Bau in Dornach« (April 1916), in GA 35, Dornach 1965, S. 216-217.

Einem Vortrag Steiners über die Freimaurerei weist Zander eine Aussage zu, die sich im betreffenden Text nicht findet.

Auf. S. 965 schreibt Zander:

»Am 16. Dezember fiel ein wichtiger Name, John Yarker, ebenfalls ein umtriebiger Akteur in der maurerischen Szene der Jahrhundertwende ... Der sei, so Steiner, ein ›ausgezeichneter Maurer‹ (GA 93,110), während Steiner ›einen gewissen Reuß‹ und Karl Kellner, der mit Reuß zusammenarbeite, nicht bewerten wolle (ebd., 111).«

Davon, dass Steiner einen gewissen Reuß und Karl Kellner »nicht bewerten wolle«, ist im betreffenden Vortrag nirgends die Rede. Im Text heißt es stattdessen:

»Wenn Sie also etwas über die deutsche Misraim-Memphis-Richtung hören, so dürfen Sie nicht glauben, daß dies heute schon eine Bedeutung für die Zukunft hat. Es ist nur der Rahmen, in den einmal ein gutes Bild hineingesetzt werden kann. Dieser deutsche Misraim-Orden steht unter der Oberleitung eines gewissen Reuß, der wohl die eigentliche Führung in Großbritannien und Deutschland heute inne hat. Dann wirkt auch in dieser Richtung der bekannte Carl Kellner. Die eigentliche schriftstellerische Arbeit liegt wohl in der Hand des Dr. Franz Hartmann, der mit der Feder diesem Misraim-Ritus am allermeisten dient. Das ist das, was Ihnen in diesem oder jenem Fragment von da oder dort zuströmen kann von dieser Bewegung.«

Rudolf Steiner, Wesen und Aufgabe der Freimaurerei vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft, GA 93, 16.12.1904, Dornach 1991, S. 111

Zander unterstellt Steiner, er habe die freimaurerische Abteilung seiner Esoterischen Schule als Geheimgesellschaft bezeichnet. Das Gegenteil ist der Fall.

Auf S. 991 schreibt Zander:

»Die Gründe für das Ende der Maurerei Steiners waren wohl mehrschichtig. 1925 meinte Steiner, eine Geheimgesellschaft habe mit Kriegsbeginn nicht mehr arbeiten können (GA 28, 338) ...«

Entgegen Zanders Unterstellung spricht Steiner in seiner Autobiografie ausdrücklich davon, es habe sich um keine Geheimgesellschaft gehandelt.

»Diese Einrichtung, die in einer Kult-Symbolik gab, was Geist-Inhalt ist, war für viele Teilnehmer an der Anthroposophischen Gesellschaft eine Wohltat. Da wie auf allen Gebieten des anthroposophischen Wirkens auch auf diesem alles ausgeschlossen war, was aus dem Rahmen des besonnenen Bewusstseins herausfiel, so konnte nicht an unberechtigte Magie, an Suggestionswirkungen und dergleichen gedacht werden. – Aber die Mitglieder bekamen das, was auf der einen Seite zu ihrer Ideen-Auffassung sprach, auch noch so, dass das Gemüt in unmittelbarer Anschauung mitgehen konnte. Das war für viele etwas, das sie auch wieder in die Ideengestaltung besser hineinführte. Mit dem Kriegsbeginn hörte dann die Möglichkeit auf, in der Pflege solcher Einrichtungen fortzufahren. Man hätte, trotzdem nichts von einer Geheimgesellschaft vorlag, die Einrichtung für eine solche genommen. Und so schlief diese symbolisch-kultische Abteilung der Anthroposophischen Bewegung seit Mitte 1914 ein.«

GA 28, Dornach 2000, S. 450

In das Kapitel »falsche Zitate« sind auch falsche Verweise einzureihen, von denen es in Zanders Werk nur so wimmelt, die hier jedoch nicht systematisch erfasst werden. Ein Beispiel.

Auf S. 1000 schreibt Zander:

»In den drei ersten Graden lag das Schwergewicht auf den kultischen Handlungen, in den sechs folgenden Graden, denen laut Überlieferung nur wenige angehörten, soll hauptsächlich gelehrt worden sein. « (GA 264,132).

Der Verweis auf GA 264,132 ist falsch. Der zitierte Text findet sich stattdessen in GA 265, S. 132.

Ein falscher Verweis findet sich in Zanders Ausführungen zur »Pforte der Einweihung«.

Auf S. 1029 schreibt Zander in Anmerkung 76:

»1918 bezeichnete er die ›Pforte der Einweihung‹ als ›Frucht‹ dieses Goethe-Textes [gemeint ist das Goethesche Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie] (GA 226,68).«

Der Verweis auf GA 226, S. 68 ist falsch, ebenso das Jahr 1918. Steiner spricht in GA 226 überhaupt nicht über die »Pforte der Einweihung«. Von der »Pforte der Einweihung« als einer Frucht der Beschäftigung mit Goethes Märchen spricht er dagegen am 9. Mai 1924 (GA 236, S. 118).