Wahre Gebirge der Verdrehung erklimmt Zander bei seinem Versuch, Steiner einen elitären Herrschaftsanspruch zu unterstellen, der darauf beruhe, dass das »wahre Wissen« über die sozialen Fragen ein »geheimes« sei, das »nur von den Eingeweihten« erkannt werden könne und notwendigerweise den »Ungläubigen« in fassbarer, populärer Form vermittelt werden müsse.

Auf S. 1317 schreibt Zander:

»Steiner postulierte also, dass das ›wahre‹ Wissen über die sozialen Fragen ein geheimes sei, das nur von Eingeweihten erkannt werden könne311 und notwendigerweise den Ungläubigen in fassbarer, populärer Form vermittelt werden müsse.

Anmerkung 311:

Dass damit Eingeweihte die zentrale Funktionsstelle der sozialen Ordnung besetzen, hat Körner-Wellershaus ... herausgearbeitet. Diese Denkfigur ließe sich mit Steiners Verständnis ›okkulter‹ Organisationen bestärken. Schon 1905 meinte Steiner, ›okkulte Gesellschaften‹ besäßen ›notwendig‹ eine ›hierarchische Gliederung‹ (GA 933, 99) und seien ›Führerbruderschaften der Menschheit‹ (ebd. 200). Deshalb könne die Theosophische Gesellschaft keine ›okkulte Bewegung‹ sein (ebd., 199), ›denn sie ist auf demokratischer Grundlage errichtet‹ (ebd., 208).«

Zunächst zur Philologie. GA 933 sucht man in der Gesamtausgabe vergebens. Gemeint ist GA 93, die dritte Auflage von 1991.

In dem von Zander herangezogenen Vortrag vom 22. Oktober 1905 spricht Steiner über den Unterschied zwischen okkulten Gesellschaften und der Theosophischen Gesellschaft, deren Vorsitz er bekanntlich seit 1902 innehatte. Während die okkulten Gesellschaften oder Bruderschaften in der Vergangenheit hierarchisch organisiert waren, ist in der Neuzeit das demokratische Prinzip in den Okkultismus eingezogen, Steiner als Leiter der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und Okkultist sieht sich diesem Prinzip, der Veröffentlichung des früheren okkulten Wissens, verpflichtet. Da die Theosophische Gesellschaft demokratisch organisiert ist und sie nicht auf dem hierarchischen Prinzip fußt, wäre es falsch, sie als okkulte Bruderschaft zu bezeichnen. Der Gang der Kulturentwicklung bringt es mit sich, dass immer mehr von dem einst geheimen Wissen allgemein zugänglich wird. Gäbe es aber dieses okkulte Wissen nicht, aus dem sich das Leben der Theosophischen Gesellschaft speist, unterschiede sie sich nicht von irgendeiner anderen idealistischen Gesellschaft. Ihre Aufgabe besteht also gerade darin, das okkulte (verborgene) Wissen, das einst hierarchisch organisiert und mitgeteilt wurde zu ihrem eigenen Inhalt zu machen, und es in einem dialektischen Prozess zu veröffentlichen und zu demokratisieren.

Um genau diese Dialektik kreist auch der Vortrag vom 24. November 1918, auf den Zander sich bei seinem Versuch beruft, Steiner jenes hierarchische und elitäre Verständnis des Okkultismus zu unterstellen, von dem er sich bereits vor 1905 deutlich verabschiedete. Wohl trifft es zu, dass die Ideen der Dreigliederung des sozialen Organismus oder das soziale Hauptgesetz von der Trennung von Arbeit und Einkommen von jenseits der Schwelle geholt wurden, dass es sich also um okkultes Wissen, um Initiationswissen handelt. Aber die Pointe ist gerade die, dass dieses Wissen veröffentlicht und demokratisiert werden muss, und dass sich das Initiationswissen dem gesunden Menschenverstand und dessen Prüfung unterwirft, denn sonst hätte es nicht den geringsten Wert. Nicht darum geht es also, aus Initiationswissen einen elitären Herrschaftsanspruch abzuleiten, sondern darum, dieses Initiationswissen der Menschheit zur Verfügung zu stellen, damit sie unter Anwendung des gesunden Menschenverstandes das soziale Leben gedeihlich zu organisieren vermag.

Natürlich kann das Grundproblem der Existenz unterschiedlicher Bewusstseinsformen und Wirklichkeitsbereiche, die diesen zugänglich sind, auf diese Weise nicht behoben werden. Aber dieses Problem besteht hinsichtlich jeder Form von Offenbarung – also Enthüllung eines Wissens, das einer Bewusstseinsform zugänglich ist, einer andern jedoch nicht. Wenn Zander die Möglichkeit einer solchen Offenbarung und ihrer Wirksamkeit in der Geschichte generell bestreitet, dann untergräbt er damit natürlich die Legitimität jeder Form von Religiosität einschließlich der katholischen, der er vor der Veröffentlichung seiner Fundamentalkritik an der Anthroposophie verpflichtet war und seither wieder verpflichtet zu sein scheint. Jedenfalls ist der Zweifel an der Existenz unterschiedlicher Wirklichkeitsbereiche und Bewusstseinsformen oder deren grundsätzliche Verneinung (die ein logischer Selbstwiderspruch ist), kein hinreichender Grund, um Menschen, die diese agnostische oder nihilistische Auffassung nicht teilen, elitäre Herrschaftsansprüche zu unterstellen.

Die Texte im Kontext.

In seinem Vortrag vom 22. Oktober 1905 (GA 93) führt Steiner unter anderem aus:

»Es ist oft und oft darüber gesprochen worden, ob die theosophische Bewegung, insbesondere insofern sie sich in der Theosophischen Gesellschaft zum Ausdruck bringt, eine okkulte Bewegung sei, oder ob man von allem Okkultismus in der theosophischen Bewegung absehen müsse.

Die theosophische Bewegung als solche, insofern sie sich in der Theosophischen Gesellschaft zum Ausdruck bringt, kann keine okkulte Bewegung sein. Eine okkulte Bewegung hat andere Voraussetzungen, als diejenigen sind, die in der Theosophischen Gesellschaft zum Ausdruck kommen können. Okkulte Gesellschaften hat es zu allen Zeiten gegeben. Diese hatten vor allen Dingen eines notwendig: nämlich, dass sie durch die ganze Art ihres Strebens eine Art von hierarchischer Gliederung hatten. Das heißt, dass die Mitglieder einer solchen Gesellschaft, einer solchen Bruderschaft, nach Graden geordnet waren. Jeder Grad, vom ersten bis hinauf in die neunziger Grade, hatte seine ganz bestimmte Aufgabe.  ... Niemand konnte vorher in einen höheren Grad befördert werden, bis er die Aufgaben des niederen Grades erfüllt hatte.

Ich kann nur ganz im allgemeinen andeuten, warum das so ist. Da müssen wir nämlich überhaupt über die Aufgaben solcher okkulten Bruderschaften sprechen.  ... Okkulte Bruderschaften sind Führerbruderschaften der Menschheit. Sie haben die Aufgabe, die Dinge der Zukunft vorzubereiten. Alles was in der Zukunft geschehen soll, bereitet sich ja schon in der Gegenwart vor, findet in der Gegenwart seinen Ausdruck als Idee, als Plan und wird dann in der Zukunft verwirklicht ...

Vergleichen Sie einmal die Wandlungen in der Kultur von der alten indischen bis zu unserer Zeit. Im alten Indien haben Sie eine hohe Intuition und eine geringe äußere Auswirkung der Zivilisation; jetzt, in unserer Zeit, ist es umgekehrt. Das bewirkt, dass auch die Stellung des Okkultismus allmählich eine ganz andere wird; das bewirkt, dass vieles von dem, was früher geheimgehalten wurde, heute allgemeines Wissensgut geworden ist. Viele, viele solche Erkenntnisse und Begriffe waren früher innerhalb der okkulten Bruderschaften bewahrt worden, und es kam der Mensch an diese Dinge erst heran, wenn er sein ganzes Herz umgewandelt hatte. Heute hat der Okkultist dies nicht mehr in der Hand. Er muss vieles von dem, was man früher für spätere Stufen der Schulung aufbewahrt hatte, jetzt als schon durch die Kultur der Außenwelt offenbar geworden, erkennen. Damit muss der Mysterieneingeweihte rechnen. Und so mussten viele Wahrheiten, die in den okkulten Schulen gelehrt worden sind, allmählich herausgetragen werden auf den physischen Plan ...

Die Theosophische Gesellschaft ist keine okkulte Bewegung, keine okkulte Bruderschaft, denn sie ist auf demokratischer Grundlage errichtet, wo ein jeder gleichwertiges Mitglied mit den andern ist. Doch etwas anderes ist es, wie man die Aufgabe der Theosophischen Gesellschaft erfassen soll. Die Aufgabe der Gesellschaft ist auf dem physischen Plan. Will man diese voll erfassen, so muss man hinaufsehen können in die höheren Welten. Aber darum handelt es sich nicht, dass der Theosoph schon hinaufsehen kann in die höheren Welten, sondern es handelt sich darum, dass innerhalb der Bewegung auch okkulte Kräfte entwickelt werden, damit die Theosophische Gesellschaft eine Stätte sein könne, von welcher der Okkultismus ausstrahlen kann und zur Sprache kommt. Es ist etwas anderes, ob eine Gesellschaft eine okkulte Bruderschaft ist, oder ob sie sich sagt: Wir sind zwar keine okkulte Bruderschaft, aber in unserer Gesellschaft kommt der Okkultismus wieder zur Sprache.

Heute, wo im Grunde genommen die ganze Menschheit sehnsüchtig aufschaut zu den höheren Welten, ohne die Wege dahin zu finden, heute muss dementsprechend ein noch weiterer Teil der okkulten Kenntnisse popularisiert werden. Und diese Aufgabe hat der Okkultismus innerhalb der Theosophischen Gesellschaft. Immer haben geistige Bewegungen befruchtend gewirkt auf die Entfaltung der Kultur auch auf dem physischen Plan. Ihr äußerer Ausdruck ist nichts anderes als die irdische Verwirklichung dessen, was geistig vorbereitet worden war ...

In diesem Sinne könnte die Theosophische Gesellschaft der Gestaltung der ferneren Kultur dienen. Sind wir beieinander, so müssen wir uns klar sein, dass wir wie Zellen sind, die sich zusammenschließen müssen zur Ausgestaltung einer künftigen Kultur. In unseren Seelen werden diejenigen Kräfte vorbereitet, welche künftig die Welt so umbilden werden, dass sie ein physischer Abdruck werden wird unserer heutigen Stimmungen und Lebensanschauungen. Alles was heute offenbar wird und sich manifestiert, ist ehemals okkult gewesen. Wie heute die Elektrizität eine offenbare Kraft ist, so war sie einst eine okkulte Kraft. Und was heute noch okkult ist, das ist dazu bestimmt, eine treibende Kraft für die Zukunft zu werden ...

Dies ist die Aufgabe des Okkultismus. Sie ist zu lösen, weil diese Lösung notwendig ist. Bewegungen, welche idealistisch sind, welche ethisch sind, gibt es genug. Die Bewegung aber, die man Theosophie nennt, unterscheidet sich von anderen dadurch, dass der Okkultismus bewusst in dieser Bewegung zu Wort kommt.

Damit ist das Verhältnis des Okkultismus zur Theosophie klargelegt. Die Theosophische Gesellschaft kann nie eine okkulte Bruderschaft sein wollen. Was ihr Kraft geben muss zur Erfüllung ihrer Aufgabe, was ihr das Leben geben muss, das können nur Dinge sein, die aus dem Okkultismus herausströmen. Deshalb wird die Theosophische Gesellschaft gedeihen, wenn man Verständnis haben wird für die Pflege okkulter Lehren und okkulten Lebens. Das ist noch keine Forderung, dass die Mitglieder selbst Okkultisten sein sollen. Wenn aber die Theosophische Gesellschaft vergessen sollte, dass in ihr dieses Blut pulsiert, dann mag sie eine interessante Gesellschaft sein, aber das, was mit ihr gewollt worden ist von den erhabenen Mächten, die an ihrem Ausgangspunkt gestanden haben, wird sie nicht leisten.

Wer dies versteht, wird der Theosophischen Gesellschaft nimmermehr den okkulten Charakter nehmen wollen. Doch wird, wer so in der Theosophischen Gesellschaft steht, in eine zwiespältige Lage gebracht. Er wird das Ohr richten müssen nach der Seite, von woher die okkulten Wahrheiten zu uns strömen, und auf der anderen Seite die Aufmerksamkeit auf das äußere exoterische Leben der Gesellschaft richten. Trennen muss man diese Dinge streng voneinander; niemals dürfen sie miteinander vermischt werden ...« (GA 93 Dornach 1991, S. 199 ff.)

Und in seinem Vortrag vom 24. November 1918 (GA 185a – der Text des gesamten Vortrages findet sich in den Quellen):

»Ich habe es immer wieder und wieder betont: Derjenige, der sich wirklich seines gesunden Verstandes, nicht des wissenschaftlich verdorbenen, aber des gesunden Menschenverstandes bedienen will, der kann jederzeit, wenn er auch nicht finden kann dasjenige, was nur der Initiierte finden kann, er kann es prüfen, er kann es am Leben erproben, und er wird es einsehen können, nachdem es gefunden ist. Und diesen Weg werden für die nächste Zeit die sozial fruchtbaren Ideen zu nehmen haben. Anders wird man nicht vorwärtskommen ...

Diejenigen, die aus der Initiation etwas wissen über soziale Ideen, werden die Verpflichtung haben, diese sozialen Ideen der Menschheit mitzuteilen, und die Menschheit wird sich entschließen müssen dazu, über die Sache nachzudenken. Und durch Nachdenken, bloß durch Nachdenken mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, wird schon das Richtige herauskommen ...

Alle diese Dinge sind ja so, dass sie wirklich dem gesunden Menschenverstände zugänglich sind. Und wenn nur einmal wenigstens dieses Selbstvertrauen eintreten würde bei einer großen Anzahl von Menschen, dieses Selbstvertrauen, das nicht immer sagt: Ja, ich kann ja doch nicht in die geistige Welt hineinschauen, ich muss doch dem Initiierten nur glauben –, sondern welches sagt: Nun, es wird doch das oder jenes behauptet; ich will aber meinen gesunden Menschenverstand anwenden, um es einzusehen –, wenn dieses Selbstvertrauen, aber wirksam, tatkräftig, nicht bloß abstrakt oder theoretisch, einträte bei einer größeren Anzahl von Menschen, dann wäre es schon gut und dann wäre ungeheuer viel insbesondere für den Weg gewonnen, der gegangen werden muss mit Bezug auf das soziale Problem. Aber das ist gerade der Schaden, dass die Menschen dieses Selbstvertrauen zu ihrem gesunden Menschenverstand mehr oder weniger gerade durch die menschliche Erziehung im neunzehnten Jahrhundert eingebüßt haben ...

Hat man die Handhabe, den Willen zum Gebrauch des gesunden Menschenverstandes, so kann man das nur dadurch haben, dass man den Dingen auf irgendeinem Gebiete ganz vorurteilslos und unbefangen zu Leibe geht. Versuchen Sie sich nur einmal klarzumachen, dass das eine Schwierigkeit ist, aber eine überwindliche Schwierigkeit. Versuchen Sie nachzudenken, wie viel in Ihnen steckt von nationalen oder sonstigen menschlichen Vorurteilen, die Sie hindern, den Dingen unbefangen und vorurteilslos zu Leibe zu gehen. Zu diesen Selbstbetrachtungen muss man schon den guten Willen haben, sonst kann man nie und nimmer irgendein vernünftiges Wort mitreden, wenn es sich darum handelt, zu entscheiden: Welche Ideen sind sozial fruchtbar für die Gegenwart und nächste Zukunft, und welche Ideen sind nicht sozial fruchtbar?« (GA 185a, Dornach 1963, S. 197 ff.)

Vollends halluzinant werden Zanders Ausführungen an einer Stelle, an der er sich mit dem Thema individueller Wille und »volonté générale« auseinandersetzt. Hier greift er auf Darstellungen Steiners zurück, die sich auf einen völlig anderen – nämlich einen ökonomischen und nicht politischen – Kontext beziehen und deutet diese in einer Weise um, die durch nichts mehr zu entschuldigen ist. Er meint sogar, Steiner habe in seinen Darlegungen für eine konstitutionelle Monarchie plädiert.

Auf S. 1318-1319 schreibt Zander:

»Zum anderen gestand er dem Individuum eine freie Willensbildung nur in engen Grenzen zu, es habe sich den Konsequenzen der genannten ›objektiven Betrachtung der geschichtlichen Entwickelung‹ (GA 332a,153) zu unterwerfen.

In politiktheoretischer Perspektive geht es um die Bestimmung des Verhältnisses von Individuum und sozialen Zielbestimmungen, klassisch gesagt, um das Verhältnis des einzelnen zur volonté générale. Steiner reflektierte dies im Rahmen von Überlegungen zur ›Gemeingesellschaft‹, in der ›das Aufeinanderprallen von Einzelwille auf Einzelwille‹, wie es in der ›Tauschgesellschaft‹ vorliege, überwunden sein soll, am 29. Oktober 1919: ›Geradeso wie in der Gewaltgesellschaft, in der Machtgesellschaft der Einzelwille in der Gesamtheit gewirkt hat, so wird in der Gemeingesellschaft der Zukunft ein gemeinsamer Wille, ein Gesamtwille in dem einzelnen wirken müssen.« (GA 332a,170)

Der einzelne wurde mit anderen Worten in seinem Handeln von transsubjektiven Zielen her bestimmt. Steiner sah nun deutlich, dass aufgrund des Zusammenwirkens der ›Einzelwillen‹ in seinem Konzept eine ›demokratische Tyrannis‹ drohte (ebd.), aber er fand letztlich keinen Ausweg, weil er Zustandekommen und Kontrolle dieses Gemeinwillens nicht nochmals als politisches Problem reflektierte, sondern als Schutz vor Mißbrauch an eine geisteswissenschaftliche, ›höhere‹ Einsicht band: ›Dann darf niemand, der an der Gestaltung dieses Gesamtwillens teilnimmt, unverständig sein gegenüber dem, was das wahrhaft Menschliche ist. … Dann muss man mit Geisteswissenschaft an die Lebensanschauung heranrücken, mit jener Geisteswissenschaft, die, weil sie den ganzen Menschen umfaßt nach Leib, Seele und Geist, auch empfindungsgemäß und willensgemäß ein Verständnis hervorruft für diesen einzelnen Menschen.« (ebd.)

›Geisteswissenschaft‹ als Garantin des ›wahrhaft Menschlichen‹ und als solche des ›Gesamtwillens‹ setzte esoterische Einsicht der ›Eingeweihten‹ an die Stelle der demokratischen Gestaltung des Gemeinwesens. Dies war von der Struktur her bestenfalls eine Art konstitutioneller Monarchie, für das Individuum bedeutete sie jedenfalls eine Unterwerfung unter übersinnlich legitimierte Regularien und Inhalte, die nicht zum Bereich der gestaltbaren Welt gehören sollten ...«

Zunächst das Thema Machtgesellschaft – Tauschgesellschaft – Gemeingesellschaft sowie das Motiv der Tyrannis.

In seinen Vorträgen über »Soziale Zukunft«, die Steiner im Oktober 1919 in Zürich hielt (GA 332a), spielte das Motiv der »Tyrannis« eine große Rolle. Er diagnostizierte eine solche in Sowjetrussland in Gestalt einer durch die Verstaatlichung von Wirtschaftszweigen bedingten »Tyrannis des Konsums« über die Produktion, er sprach von einer »Tyrannisierung des Konsums« durch Kollektivierung, von einer »Tyrannisierung der Herrschaftsverhältnisse im Leninismus« – der er entgegenhielt: »Wenn irgend etwas sozialisiert werden soll, so handelt es sich doch darum, dass vor allen Dingen die Herrschaftsverhältnisse sozialisiert werden.« Des weiteren sprach er von einer »Tyrannis Einzelner«, die sich aus der Forderung nach der Diktatur des Proletariats ergebe. Außerdem sprach er von einer »Tyrannis des Geldes«, das an die Stelle alter Eroberermächte trete.

,Die Trias Machtgesellschaft – Tauschgesellschaft – Gemeingesellschaft bezieht sich auf die historische Entwicklung Europas und umfasst die Zeit des Mittelalters (Machtgesellschaft aufgrund territorialer Eroberung, Feudalismus, Lehenswesen), der Neuzeit (Tauschgesellschaft durch Heraufkunft des Kapitalismus) und die Zukunft, in der eine auf wirtschaftlichen Assoziationen beruhende »Gemeingesellschaft« die beiden früheren Entwicklungsstufen ablöse.

In der mittelalterlichen Machtgesellschaft bestimmte der Wille der Anführer den Willen der Gefolgschaft. Die kapitalistische Tauschgesellschaft zerbrach diese feudalistischen Gefolgschaftsbeziehungen und setzte durch die Arbeitsteilung den Willen des Einzelnen frei, sodass nun Einzelwille dem Einzelwillen gegenüberstehe und sich der Gesamtwille zufällig (oder durch die berühmte »unsichtbare Hand«) ergebe. Während in der Machtgesellschaft der Einzelwille oder der Wille einer Aristokratie, also auch eine Art Einzelwille, in der Gesamtheit wirkte, und die Tauschgesellschaft durch das Aufeinanderprallen von Einzelwille auf Einzelwille charakterisiert war, strebe die Gesellschaft gegenwärtig zu einer neuen wirtschaftlichen Ordnung, in der eine neue Art von »Gesamtwille« auf den Einzelwillen zurückwirke.

Dieser Gesamtwille wird sich laut Steiner aus dem freien Zusammenschluss der Einzelwillen in Assoziationen ergeben. »Die Assoziationen werden Verträge miteinander schließen. Es wird sich innerhalb von Gruppen, die größer oder kleiner sind, eine Art von Gesamtwille bilden.«

Es ist also nicht irgendeine Art von mystischem Eingreifen einer geistigen Welt oder ein autoritäres Eingreifen von Eingeweihten, von dem Steiner redet, sondern er spricht von einem gemeinsamem Wollen, das aus dem Zusammenwirken der wirtschaftlich Beteiligten in Assoziationen von unten – basisdemokratisch – entsteht. Der Gesamtwille entsteht »aus dem Zusammenwirken der Einzelwillen« und in diesem Gesamtwillen muss sich der Einzelne frei fühlen können und er entsteht so, dass er zugleich eine »demokratische Tyrannis« verhindert, wie sie im Sowjetkommunismus beobachtbar ist. Wie ist das möglich? Es ist dadurch möglich, dass alle Einzelnen an der Entstehung dieses Gesamtwillens mit ganzer Seele und ganzem Herzen beteiligt sind: durch Partizipation und gegenseitiges Verständnis.

Steiners Idee des neuen Gesamtwillens ist also ebensoweit von einer »konstitutionellen Monarchie« entfernt wie von einer »Hegemonie der Eingeweihten«.

Schließlich kehrt die Trias der drei Gesellschaftsformen noch einmal in Ausführungen Steiners zur Frage wieder: Wie ist eine Weltwirtschaft möglich, die nicht auf Egoismus beruht?

Was Steiner dort über den Nationalismus als Staatsegoismus ausführt, schlägt allem ins Gesicht, was Zander über hunderte von Seiten hinweg über Steiners deutschen Nationalismus und Kulturimperialismus zusammenfantasiert und nimmt Ideen des fairen Handels und der gerechten globalen Wirtschaftsordnung vorweg, die erst in unserer Gegenwart wirklich auf die Agenda der Weltgemeinschaft gesetzt wurden. Diese Weltwirtschaft setzt nämlich eine globale »Gemeingesellschaft voraus«, in welcher von wirtschaftlichen Assoziationen freie Verträge über Produktion und Konsumtion geschlossen werden. Sie muss das globale Wirtschaftsleben in das Interesse jedes einzelnen Wirtschaftenden ziehen. Eine gerechte Wirtschaftsordnung lässt sich nur auf globaler Ebene realisieren.

Die Texte im Kontext.

Motiv der Tyrannis:

»Nun kann man sagen: Einzelerkenntnisse haben sich auch schon sozialistisch Denkende heute errungen, und es ist interessant, wie diese Einzelerkenntnisse durchaus schon in sozialistischen Kreisen wirksam sind. Man sagt heute schon: Ja, gemeinschaftlich verwaltet werden sollen die Produktionsmittel oder das Kapital, welches ja der Repräsentant der Produktionsmittel ist. Aber man hat gesehen, wozu geführt hat zum Beispiel die Verstaatlichung gewisser Produktionsmittel, die Verstaatlichung der Post und der Eisenbahnen und so weiter, und man kann durchaus nicht sagen, dass die Schäden dadurch beseitigt seien, dass der Staat nun zum Kapitalisten geworden ist. Also man kann nicht verstaatlichen. Man kann auch nicht kommunalisieren. Man kann auch nicht etwas Fruchtbringendes dadurch erreichen, dass  man Konsumgenossenschaften gründet, in denen sich die Leute zusammentun, die für irgendwelche Artikel Konsum nötig haben. Diejenigen Leute, die diesen Konsum regeln und auch danach regeln wollen die Produktion der zu konsumierenden Güter, die werden, auch nach der Ansicht von sozialistisch Denkenden, als Konsumierende zu Tyrannen der Produktion. Und so ist die Erkenntnis schon durchgedrungen, dass sowohl die Verstaatlichung wie die Kommunalisierung, wie auch die Verwaltung durch Konsumgenossenschaften zur Tyrannis wird der Konsumierenden. Die Produzierenden würden ganz in tyrannische Abhängigkeit kommen von den Konsumierenden. So denken dann manche, dass gegründet werden können, als eine Art von gemeinschaftlicher Verwaltung, Arbeiter-Produktivassoziationen, Arbeiter-Produktivgenossenschaften; da würden sich die Arbeiter selbst zusammenschließen, würden nach ihren Meinungen, nach ihren Grundsätzen für sich selber produzieren.« (GA 332a, S. 42-43)

»Heute wird der Preis bestimmt durch den Markt, danach, ob Leute da sind, die diese Güter kaufen können, die das nötige Geld haben. Eine wirkliche soziale Ordnung muss dahin orientiert sein, dass die Menschen, die aus ihren berechtigten Bedürfnissen heraus Güter haben müssen, sie auch bekommen können, das heißt, dass der Preis dem Werte der Güter wirklich angeähnelt wird, dass er ihm entspricht. An die Stelle des heutigen chaotischen Marktes muss eine Einrichtung treten, durch welche nicht etwa die Bedürfnisse der Menschen, der Konsum der Menschen tyrannisiert wird, wie durch Arbeiter-Produktivgenossenschaften oder durch die sozialistische Großgenossenschaft, sondern durch welche der Konsum der Menschen erforscht und danach bestimmt wird, wie diesem Konsum entsprochen werden soll.« (GA 332a, S. 57)

»Mir trat das, wie einem an Symptomen manchmal die wichtigsten Dinge entgegentreten, vor einigen Monaten besonders schön in Basel entgegen, wo ich vor einer Versammlung auch über den Gegenstand, über den ich jetzt zu Ihnen spreche, gesprochen habe. Da stand ein Herr auf, der sagte: Ja, das ist ja alles ganz schön und wäre auch sogar schön, wenn es verwirklicht würde; aber das kann nicht früher verwirklicht werden, als bis Lenin Weltherrscher wird. – Ich musste dazumal antworten: Wenn irgend etwas sozialisiert werden soll, so handelt es sich doch darum, dass vor allen Dingen die Herrschaftsverhältnisse sozialisiert werden. Aber dieser Sozialist, der ein Anhänger des Lenin war, der will Lenin zum Weltherrscher machen, zum Weltkaiser oder zum Weltpapst wirtschaftlicher Sorte. Da werden die Herrschaftsverhältnisse nicht sozialisiert, auch nicht demokratisiert, sondern da werden sie monarchisiert, tyrannisiert, da wird eine Autokratie geschaffen. Wer so etwas behauptet, versteht noch nicht einmal, wie man anfangen muss damit, vor allem die Herrschaftsverhältnisse zu sozialisieren.

So stellt sich für den, der genauer zusieht, für die Wirklichkeitsstruktur des heutigen Ostens etwas sehr Merkwürdiges heraus: Es glauben diejenigen, die Bekenner der Intentionen des heutigen Ostens sind, dass damit etwas erzielt werde. Nein, was da gewollt wird, das ist in seinem Wesen nicht in Opposition gegen den Zarismus, das ist nur das ganze Wesen des Zarismus für eine andere Klasse weiter ausgebaut, in schlimmerer Weise der Zarismus fortgesetzt als er war, wie überhaupt diejenigen, die auf dem linkesten Flügel der radikalen Parteien stehen, heute schon gar nicht mehr damit zurückhalten, dass sie nicht Fortschrittsmenschen sind, sondern noch viel ärgere Reaktionäre als diejenigen waren, die früher Reaktionen getragen haben. Indem gefordert wird die Diktatur einer Klasse, würde ja aus dieser Klasse nichts anderes herauskommen als die Tyrannis einzelner – ich will nicht einmal sagen: Erwählter –; es würden ganz gewiss nicht die Erwählten sein, sondern diejenigen, die den anderen Sand in die Augen streuen. Es würde die Tyrannis derjenigen aus den einzelnen Klassen herauskommen, die den anderen Sand in die Augen streuen. Es würde nur eine Umkugelung der Menschheit stattfinden. Aber die Verhältnisse, sie würden sich ganz gewiß nicht verbessern, sondern im wesentlichen eher verschlechtern.

Also es handelt sich da darum, dass man wirklich auf das Prinzip sieht, dass man aus der Wirklichkeit heraus denkt, nicht aus vorgefassten grauen Theorien heraus denkt. Sehen Sie, manchmal haben diejenigen, die gesund aus der Wirklichkeit heraus denken, von einzelnen Erscheinungen her schon ein sehr gesundes Urteil. Ich habe Ihnen heute ausgeführt, dass die Geldherrschaft eigentlich verwirrend wirkt über die wirklichen sozialen Zustände. Das muss man nur durchschauen. Sie wirkt tatsächlich so, dass das Geld Machtverhältnisse, tyrannisierte Verhältnisse bewirkt, dass an die Stelle alter Eroberermächte und dergleichen einfach Geldmacht tritt.« (GA 332a, S. 66-67)

»Diese Feststellung der Bedürfnisse möchten sozialistische Denker heute nach der Statistik machen. Das kann nicht nach der Statistik gemacht werden. Das lebendige Leben lässt sich nie nach der Statistik formen, sondern allein nach dem unmittelbaren Beobachtungssinn der Menschen. Es müssen also innerhalb des Wirtschaftsorganismus die Menschen durch die sozialen Zustände in gewisse Ämter oder dergleichen gebracht werden, die da sind zur Verteilung der Bedürfniserkenntnisse an die Produktion. Gerade weil die Bedürfnisse verschieden sind, handelt es sich darum, nicht etwa eine Tyrannisierung der Bedürfnisse hervorzurufen, die ganz gewiß entstehen würde auf Grundlage des heutigen sozialdemokratischen Programms, sondern es handelt sich darum, aus den lebendigen Bedürfnissen zu erkennen, wie diese Bedürfnisse befriedigt werden sollen. Dass selbstverständlich gewisse Bedürfnisse dann nicht befriedigt werden können, das wird auch die Praxis als solche ergeben. Aus einem Dogma heraus, weil irgend jemand meint, dies oder das sei kein richtiges menschliches Bedürfnis, darf darüber nicht entschieden werden. Aber wenn eine Anzahl von Menschen Bedürfnisse haben, die nach Gütern rufen, zu deren Herstellung Menschen ausgenützt werden müssten – das wird sich gerade im lebendigen Wirtschaftsleben ergeben, das auf seine eigenen Füße gestellt ist –, wird man diese Güter nicht herstellen können, für die einzelne Bedürfnisse haben. Es wird sich gerade darum handeln, zu erfassen, ob die Bedürfnisse ohne Vernachlässigung, ohne Schaden für die menschlichen Kräfte wirklich berücksichtigt werden können.« (GA 332a, S. 103-104)

Machtgesellschaft – Tauschgesellschaft – Gemeingesellschaft:

»Nicht aus den Leidenschaften, aus den Antrieben und Emotionen heraus, aus denen heute oftmals soziale Forderungen gestellt werden, stellt der Impuls für die Dreigliederung des sozialen Organismus seine sozialen Forderungen. Er stellt sie aus einem Studium der wirklichen Entwickelung der Menschheit in der neueren Zeit und bis in die Gegenwart herein. Er sieht zum Beispiel, wie im Laufe langer Jahrhunderte eine soziale Form die andere abgelöst hat. Gehen wir zurück hinter das letzte Mittelalter – es hat sich noch etwas hineinerstreckt ins letzte Mittelalter, namentlich in der europäischen zivilisierten Welt –, so finden wir das gesellschaftliche Leben in einer solchen Struktur, dass wir sprechen können von einer Machtgesellschaft. Diese Machtgesellschaft war dadurch heraufgekommen, dass, um nur ein Beispiel anzuführen, meinetwillen irgendein Eroberer mit einer Gefolgschaft sich irgendwo sesshaft gemacht, seine Gefolgschaft gewissermaßen zu seiner Arbeiterschaft gemacht hat. Dann wurde dadurch, dass der Führer angesehen wurde vermöge seiner individuellen Eigenschaften, individuellen Tüchtigkeit oder vermeintlichen individuellen Tüchtigkeit, das soziale Verhältnis zustande gebracht zwischen seiner Macht und der Macht derer, die er erst anführte und die dann seine Diener beziehungsweise seine Arbeiterschaft waren. Da ging gewissermaßen als das Maßgebliche für den sozialen Organismus dasjenige, was in einem entsprang oder in einer aristokratischen Gruppe, auf die Gesamtheit über, das lebte in der Gesamtheit weiter. Der Wille, der in der Gesamtheit war, war gewissermaßen in dieser Machtgesellschaft nur die Abzeichnung, die Projektion des Einzelwillens.

Unter dem Einflusse der neueren Zeit, der Arbeitsteilung, des Kapitalismus, der technischen Kultur, trat an die Stelle dieser Machtgesellschaft, aber durchaus ihre Impulse fortsetzend unter den Menschen und dem menschlichen Zusammenleben, die Tauschgesellschaft. Was der einzelne hervorbrachte, wurde zur Ware, die er mit dem anderen austauschte. Denn schließlich ist die Geldwirtschaft auch nichts anderes, insofern sie Verkehr mit dem anderen einzelnen oder mit der anderen Gruppe ist. Es ist ein Tauschverkehr. Die Gesellschaft ist eine Tauschgesellschaft geworden. Während in der Machtgesellschaft die Gesamtheit es zu tun hat mit dem Willen des einzelnen, den sie aufnimmt, hat es die Tauschgesellschaft, in der wir noch mitten drinnen sind und aus der ein großer Teil der heutigen Menschheit herausstrebt, zu tun mit dem Willen des einzelnen, der gegen den Willen des einzelnen steht, und aus dem Zusammenwirken von Einzelwille zu Einzelwille entsteht erst, wie ein Zufallsergebnis, der Gesamtwille. Da sprießt auf aus dem, was von einzelnem zu einzelnem geschieht, was sich bildet als Wirtschaftsgemeinschaft, was sich bildet als Reichtümer, was sich herausbildet in der Plutokratie und so weiter. In all dem wirkt aber dasjenige drinnen, was zu tun hat mit dem Aufeinanderprallen von Einzelwillen auf Einzelwillen.

Es ist kein Wunder, dass die alte Machtgesellschaft nicht nach irgendeiner Emanzipation des Geistigen streben konnte. Denn derjenige, der der Führer war, wurde vermöge seiner Tüchtigkeit auch anerkannt als der Führer des Geistigen und als der Führer der Rechtsordnung. Es ist aber auch begreiflich, dass das Rechts-, das Staats-, das politische Prinzip in der Tauschgesellschaft besonders überhandgenommen hat. Haben wir doch gesehen, worauf das Recht eigentlich beruhen will, wenn auch dieses Wollen nicht zum richtigen Ausdrucke kommt in der heutigen sozialen Ordnung. Das Recht hat es eigentlich zu tun mit dem, was der einzelne Mensch als ein gleicher dem anderen gegenüber, der ihm gleich ist, auszumachen hat. In der Tauschgesellschaft hat der einzelne mit dem einzelnen zu tun. So hat die Tauschgesellschaft das Interesse, ihr Wirtschaftsleben, wo auch der einzelne mit dem einzelnen zu tun hat, in ein Rechtsleben umzuwandeln, das heißt, zu Rechtssatzungen umzugestalten, was wirtschaftliche Interessen sind.

Geradeso wie die alte Machtgesellschaft übergegangen ist in eine Tauschgesellschaft, so strebt heute aus innersten Impulsen der Menschheitsentwickelung heraus diese Tauschgesellschaft in eine neue Gesellschaft hinein, namentlich auf wirtschaftlichem Boden. Denn die Tauschgesellschaft ist nach und nach, indem sie sich angeeignet hat das Geistesleben, es unfrei gemacht hat, lebensfremd gemacht hat, eine bloße Wirtschaftsgesellschaft geworden, und sie wird als solche gefordert von gewissen radikalen Sozialisten. Aber aus tiefsten Impulsen der heutigen Menschheit heraus will diese Tauschgesellschaft, namentlich auf wirtschaftlichem Gebiete, in das übergehen, was ich nennen möchte – wenn auch der Name etwas hinkt, es ist aber eben eine neue Sache, und man hat in der Regel für die neuen Sachen nicht zutreffende Bezeichnungen, die ja aus der Sprache heraus gebildet werden müssen – die Gemeingesellschaft. Es muss übergehen die Tauschgesellschaft in die Gemeingesellschaft.

Wie wird diese Gemeingesellschaft gestaltet sein? Geradeso wie in der Machtgesellschaft der Einzelwille oder der Wille einer Aristokratie, also auch eine Art Einzelwille, gewissermaßen fortwirkt in der Gesamtheit, so dass die einzelnen in ihren Wollungen nur darstellen Fortsetzungen des Willens der einzelnen, und wie die Tauschgesellschaft zu tun hatte mit dem Aufeinanderprallen von Einzelwille auf Einzelwille, so wird es die wirtschaftliche Ordnung der Gemeingesellschaft zu tun haben mit einer Art von Gesamtwille, der nun umgekehrt auf den Einzelwillen zurückwirkt. Denn ich habe es im zweiten Vortrage auseinandergesetzt, wie auf dem Gebiete des Wirtschaftslebens Assoziationen der verschiedenen Produktionszweige auftreten sollen, Assoziationen von Produktionszweigen mit den Konsumierenden, so dass überall sich die Wirtschaftenden und auch die wirtschaftlich Konsumierenden zusammenschließen sollen. Die Assoziationen werden Verträge miteinander schließen. Es wird sich innerhalb von Gruppen, die größer oder kleiner sind, eine Art von Gesamtwille bilden. Nach diesem Gesamtwillen streben ja viele sozialistisch sich Sehnende. Nur stellen sie sich die Sache oftmals in einer höchst unklaren, durchaus nicht vernünftigen Weise vor.

Geradeso wie in der Gewaltgesellschaft, in der Machtgesellschaft der Einzelwille in der Gesamtheit gewirkt hat, so wird in der Gemeingesellschaft der Zukunft ein gemeinsamer Wille, ein Gesamtwille in dem einzelnen wirken müssen.

Wie aber wird das möglich sein? Was muss in dem Gesamtwillen – er muss ja entstehen durch das Zusammenwirken der Einzelwillen, die Einzelwillen müssen etwas ergeben, was keine Tyrannis ist, keine demokratische Tyrannis ist für den einzelnen, innerhalb dessen sich der einzelne frei fühlen kann –, was muss denn drinnenstecken in diesem Gesamtwillen? In diesem Gesamtwillen muss drinnenstecken, was die einzelne Seele und der einzelne menschliche Geist aufnehmen können, womit sie sich einverstanden erklären können, worinnen sie sich einleben können. Das heißt, das, was im einzelnen Menschen lebt, Geist und Seele, das muss im Gesamtwillen der Gemeingesellschaft leben. Das ist nicht anders möglich, als wenn diejenigen, die diesen Gesamtwillen ausgestalten, aus dem Einzelwillen heraus in sich tragen in ihrem Wollen, in ihrem Empfinden, in ihrem Vorstellen das völlige Verständnis für den einzelnen Menschen. Einfließen muss in diesen Gesamtwillen, was der einzelne Mensch als sein eigenes Geistiges und Seelisches und Leibliches empfindet. Dann muss es aber hineingelegt werden.

Anders war das in der instinktiven Machtgesellschaft, wo der einzelne anerkannt wurde von der Gesamtheit, weil die einzelnen in der Gesamtheit nicht geltend machten ihren eigenen Willen; anders war es in der Tauschgesellschaft, wo der Einzelwille aufgeprallt ist und eine Art Zufallsgemeinsamkeit herausgekommen ist; anders aber muss es sein, wenn ein organisierter Gesamtwille auf den einzelnen wirken soll. Dann darf niemand, der an der Gestaltung dieses Gesamtwillens teilnimmt, unverständig sein gegenüber dem, was das wahrhaft Menschliche ist. Dann darf man nicht mit einer abstrakten Naturwissenschaft, mit einer Naturwissenschaft, die bloß auf die äußere Natur gerichtet ist und die niemals den ganzen Menschen verstehen kann, heranrücken an die Lebensanschauung. Dann muss man mit Geisteswissenschaft an die Lebensanschauung heranrücken, mit jener Geisteswissenschaft, die, weil sie den ganzen Menschen umfasst nach Leib, Seele und Geist, auch empfindungsgemäß und willensgemäß ein Verständnis hervorruft für diesen einzelnen Menschen.« (GA 332a, S. 167-171)

Globale gerechte Wirtschaftsordnung:

»Unter welchen Bedingungen ist allein die Weltwirtschaft möglich? Das kann man wahrlich nur einsehen, wenn man zunächst seinen Blick darauf richtet, wie sich – und ich habe das im gestrigen Vortrage ausgeführt – die soziale Ordnung gegen die Zukunft hin gestalten muss, wenn an die Stelle der alten Gewaltgemeinschaft, Gewaltgesellschaft, der gegenwärtigen Tauschgesellschaft, die Gemeingesellschaft tritt. Das ist eben die Gesellschaft, in welcher von den Assoziationen, durch die Verträge der Assoziationen produziert wird.

Wenn man das wirklich geltend macht, worin zeigt sich dann der reale Unterschied einer solchen Gemeingesellschaft von der bloßen Tauschgesellschaft, die heute noch vielfach die herrschende ist? Der Unterschied zeigt sich darinnen, dass es in der Tauschgesellschaft vorzugsweise der einzelne oder die einzelne Gruppe mit dem anderen einzelnen oder der anderen Gruppe zu tun haben. Wofür interessieren sich dann dieser andere einzelne oder diese Gruppe in ihrem Verhältnis zueinander? Ob sie Konsumenten sind, ob sie Produzenten sind – ihre Produktion, ihre Konsumtion stehen gewissermaßen durch einen Abgrund voneinander getrennt durch den Zufallsmarkt, und der Zufallsmarkt vermittelt die Warenzirkulation, vermittelt den Handel. Wie man auch sonst, in berechtigter oder unberechtigter Weise, über die Herrschaft des Kapitals, der Arbeit und dergleichen, über Bedeutung des Kapitals und Bedeutung der Arbeit spricht, man muss sagen: Das Wesentliche für unsere Tauschgesellschaft ist, dass das Herrschende die Warenzirkulation ist. Die ist es, welche die Brücke baut zwischen der Produktion und der Konsumtion, während Produktion und Konsumtion durch den Abgrund des Marktes voneinander geschieden sind, so dass sie nicht durch die Vernunft miteinander vermittelt sind.

Was wird in der Gemeingesellschaft an die Stelle der herrschenden Zirkulation treten? Das ganze Gebiet des Wirtschaftslebens wird in das Interesse jedes Wirtschaftenden hereingezogen! Während sich heute der Wirtschaftende zu interessieren hat, wie er seine Produkte bekommt oder seine Produkte absetzt, dafür zu sorgen hat aber aus Interesse an sich selber, wird es in der Gemeingesellschaft so sein müssen, dass jeder Wirtschaftende ein volles Interesse für Konsumtion, Handel und Produktion habe, das heißt, dass das gesamte Wirtschaften sich widerspiegle in den Wirtschaftsinteressen des einzelnen. Das ist es, um was es sich bei der Gemeingesellschaft handeln muss.

Sehen wir uns aber jetzt an, wie es sich mit dieser Gemeingesellschaft, die auch im einzelnen Staate heute durchaus noch eine Zukunftsforderung ist, in bezug auf das internationale Problem verhalten müsse. Dieses internationale Problem, wie stellt es sich uns denn besonders mit Bezug auf das Wirtschaftsleben dar? Da können wir sehen, dass zwar die Weltforderung besteht nach Weltwirtschaft, dass sich aber innerhalb der gesamten Weltwirtschaft die einzelnen Nationalstaaten abgliedern. Diese einzelnen Nationalstaaten, ganz abgesehen von den anderen historischen Bedingungen ihres Entstehens, sie werden zunächst zusammengehalten durch das, was aus dem Egoismus der beisammen lebenden Menschen aufsteigt. Selbst im Edelsten des Nationalen, in Literatur, Kunst und so weiter, ist es die aus dem Egoismus aufsteigende Phantasie, die die Volksgruppen zusammenhält. Diese so zusammengehaltenen Volksgruppen stellten sich nun in das ganze Gebiet der Weltwirtschaft hinein, und sie stellten sich besonders stark, immer stärker und stärker hinein im Laufe des 19. Jahrhunderts, und dieses Hineinstellen erreichte seinen Höhepunkt im Beginn des 20. Jahrhunderts. Wollen wir charakterisieren, was da eigentlich geschah, dann müssen wir sagen: Während noch andere Interessen, Interessen, die viel mehr ähnelten der alten Gewaltgesellschaft, früher zwischen den Staaten herrschten, wurde das Prinzip der Tauschgesellschaft gerade im gegenseitigen Verkehre im internationalen Leben der Staaten vorwiegend, so dass ein Höhepunkt erreicht wurde im Beginne des 20. Jahrhunderts. Wie in den einzelnen Staaten produziert und konsumiert wurde, was an andere Staaten verabreicht oder von anderen Staaten bezogen wurde, das war durchaus hineinbezogen in den Egoismus der einzelnen Staaten. Dafür wurde nur geltend gemacht, wofür der einzelne Staat als solcher sich interessierte. Wie man gegenseitige Beziehungen auf wirtschaftlichem Gebiete zwischen den Staaten herstellte, das beruhte ganz und gar auf dem Handelsprinzip, das beruhte auf dem Prinzip, das in der Tauschgesellschaft bezüglich der Warenzirkulation waltete.

Auf diesem Felde, aber im großen, da zeigte sich insbesondere, wie sich die bloße Tauschgesellschaft ad absurdum führen musste. Und das Ad-absurdum-Führen, das war im wesentlichen eine der Hauptveranlassungen, Hauptursachen zu dem, was diese Weltkriegskatastrophe herbeigeführt hat. Es wird ja nachgerade den Menschen immer klarer und klarer, dass dieser große Gegensatz bestand zwischen der Forderung nach Weltwirtschaft und dem Hineinstellen der einzelnen Staaten in diese Weltwirtschaft, die sich abschlössen, statt in ihren Grenzen die Weltwirtschaft zu fördern, durch Zölle und anderes, und das, was Ergebnis der Weltwirtschaft sein konnte, für sich in Anspruch nehmen wollten und auch in Anspruch nahmen. Das führte zu jener Krise, die wir als die Weltkriegskatastrophe bezeichnen. Gewiss mischen sich andere Ursachen hinein, aber das ist gerade eine der Hauptursachen.

Und so wird es sich darum handeln, zu erkennen, wie gerade gegenüber dem internationalen Leben in allererster Linie nötig ist, dass die Möglichkeit gefunden werde, über die Grenzen hinüber nach anderen Prinzipien zu wirtschaften, als die der bloßen Tauschgesellschaft sind. Möglich muss es werden, geradeso wie in der Gemeingesellschaft der einzelne das Interesse für Produktion, wo sie immer auftritt, das Interesse für Konsumtion, wo sie immer auftritt, haben muss, wenn er mitarbeiten will, wie er sich für das gesamte Gebiet der Wirtschaft – Warenkonsumtion, Warenproduktion, Warenzirkulation – interessieren muss, so muss es möglich sein, Impulse zu finden, durch die ein jedes Staatsgebilde der Welt ein wirkliches inneres, wahrhaftiges Interesse haben könne für jedes andere Staatsgebilde, so dass nicht etwas anderes, dem Zufallsmarkt Ähnliches sich gestaltet zwischen den Völkern, sondern ein wirklich inneres Verständnis zwischen den Völkern walte.

Da kommen wir zu den tieferen Quellen dessen, was heute in der Abstraktheit in dem sogenannten Völkerbund gesucht wird, der ja darauf ausgeht, dass gewisse Schäden, die im Volkszusammenleben bestehen, korrigiert werden. Allein er entspringt aus demselben Prinzip, aus dem heute sehr vieles entspringt. Wer heute nachdenkt über die Schäden des Lebens, er denkt vielfach an die nächsten Korrekturen, durch die das eine oder andere ausgeführt werden kann. Da sieht einer, dass viel Luxus existiert, also will er den Luxus besteuern und dergleichen. Er denkt nicht daran, an die Quellen desjenigen zu gehen, um was es sich handelt, die Struktur des sozialen Zusammenlebens zu finden, durch die ein unmöglicher Luxus nicht entstehen kann. Dass man an solche Quellen gehen muss, das ist es aber, worauf es auch im Völkerleben ankommt. Daher wird man nicht durch irgendwelche Bestimmungen, die bloß korrigierend wirken sollen, zu einem internationalen innerlichen Zusammenleben kommen, sondern dadurch, dass man wirklich an die Quellen herangeht, durch die Volksverständnis gegenüber Volksverständnis gefunden werden kann.

Nun, es kann kein Volksverständnis gefunden werden, wenn man bloß auf das eine hält, das sich gewissermaßen wie das Wachstum selber aus dem Menschen heraus ergibt, wenn man bloß auf dasjenige sieht, was, wie ich gezeigt habe, zum Nationalismus, zur Abschließung innerhalb der Volkheit führen muss. Was haben wir denn im geistigen Leben heute, das im Grunde einzig und allein einen internationalen Charakter trägt und ihn nur während dieses Krieges deshalb nicht verloren hat, weil die Menschen nicht imstande waren, ihn auf diesem Gebiete zu nehmen? Denn hätten sie ihn genommen, so hätten sie das Gebiet selber vernichten müssen. Was ist da, das wirklich heute über die ganze Erde eigentlich international ist? Nichts anderes im Grunde genommen, als das Gebiet der auf die äußere Sinneswelt gehenden Naturwissenschaft. Die intellektualistische Wissenschaft – ich habe in den Vorträgen gezeigt, wie die Naturwissenschaft intellektualistisch genannt werden muss –, die hat einen internationalen Charakter angenommen. Und leicht war es zu bemerken in diesen Zeiten, wo so viel Unwahres in die Welt getreten ist: Wenn irgend jemand der Wissenschaft das Leid angetan hat, sie im nationalen Sinne zu missbrauchen, so benahm er ihr sozusagen dadurch ihren wahren Charakter. Aber sieht man nicht auf der anderen Seite, gerade durch die Tatsache, die ich eben anführen musste, dass diese Art des Geisteslebens, die sich im Intellektualismus auslebt, nicht imstande war, ein internationales Leben zu begründen? Man sieht es, denke ich, klar genug, dass jene Ohnmacht, die ich von den verschiedensten Gesichtspunkten aus für diese intellektualistische Geistesrichtung geschildert habe, sich ganz besonders deutlich gezeigt hat in dem Verhältnis dieses intellektualistischen Geisteslebens zum Internationalismus.

Die Wissenschaft war nicht imstande, so tiefe internationale Impulse in die Menschenseele hineinzugießen, dass diese standgehalten hätten gegenüber den furchtbaren Ereignissen der letzten Jahre. Und da, wo diese Wissenschaft auftreten wollte, Sozialimpulse zu bilden wie im sozialistischen Internationalismus, da hat sich gezeigt, dass dieser internationalistische Sozialismus sich auch nicht halten konnte, sondern zumeist ins nationale Fahrwasser abströmte. Warum? Weil er eben gerade von den alten Erbgütern der Menschheit nur den Intellektualismus übernommen hat, und der Intellektualismus nicht stark genug ist, um ins Leben hinein gestaltend zu wirken. Das ist es, was auf der einen Seite bezeugt, dass diese neuere wissenschaftliche Richtung, die zugleich mit Kapitalismus und Kulturtechnik heraufgekommen ist, zwar ein internationales Element enthält, aber zu gleicher Zeit bezeugt, wie ohnmächtig zur Begründung eines wirklichen internationalen Lebens der Menschheit sie ist.

Demgegenüber muss nun geltend gemacht werden, was ich im vierten Vortrage über die geisteswissenschaftliche Richtung auseinandergesetzt habe, die auf der Anschauung, auf der Erkenntnis des Geistes beruht. Diese Geistesanschauung, sie beruht nicht auf äußerer Sinnesanschauung; sie geht hervor aus der Entwickelung der eigenen Menschennatur. Sie sprießt aus dem heraus, woraus auch die Phantasie sprießt. Aber sie sprießt aus tieferen Tiefen der Menschennatur heraus. Deshalb erhebt sie sich nicht bloß zu den individualistischen Gebilden der Phantasie, sondern zu dem objektiven Erkenntnisgebilde der geistigen Wirklichkeit der Welt. In dieser Beziehung wird ja diese Geistanschauung heute noch vielfach missverstanden. Die sie nicht kennen, die sagen: Ja, was auf diese Weise durch die Geistesanschauung gefunden wird, das ist ja nur subjektiv, das kann niemand beweisen. – Die mathematischen Erkenntnisse sind auch subjektiv und sind nicht beweisbar; und niemals kann man durch Übereinstimmung der Menschen mathematische Wahrheiten erhärten! Wer den pythagoräischen Lehrsatz kennt, der weiß, dass er richtig ist, und wenn ihm Millionen Menschen widersprechen würden. So kommt auch zu einem innerlich Objektiven, was mit Geisteswissenschaft hier gemeint ist. Aber es nimmt denselben Weg, den die Phantasie nimmt, und steigt höher hinauf, wurzelt in objektiven Tiefen der Menschennatur und steigt bis zu objektiven Höhen hinauf. Daher erhebt sich diese geistige Anschauung über alles, was sonst als Phantasie die Völker durchglüht. Und gleichzeitig wird in diesem oder jenem Volke aus diesen oder jenen Sprachen heraus diese Geistesanschauung gesucht. Sie ist ein und dieselbe, durch alle Menschen hindurch, über die ganze Erde hin, wenn sie nur tief genug gesucht wird.

Daher begründet diese Geistesanschauung, von der ich zeigen musste, dass sie wirklich gestaltend in das praktische, in das soziale Leben eingreifen kann, zugleich die Möglichkeit, einzugreifen in das internationale Leben, ein Band zu sein von Volk zu Volk. Seine Dichtung, die Eigentümlichkeiten auch seiner übrigen Kunstgebiete wird ein Volk auf individualistische Art hervorbringen. Aus dem Individualismus des Volkes heraus wird für die Geistanschauung etwas entstehen, was ganz gleich ist dem, was irgendwo anders entsteht. Die Grundlagen, aus denen die Dinge hervorgehen, sind an verschiedenen Orten; worinnen sie zuletzt ihre Ergebnisse finden, das ist über die ganze Erde hin gleich. Es reden heute viele Menschen vom Geiste; sie wissen nur nicht, dass der Geist erklärt werden muss. Wenn er aber erklärt wird, dann ist er etwas, was nicht Menschen trennt, sondern Menschen verbindet, weil es zurückgeht bis auf das innerste Wesen des Menschen, indem ein Mensch dasselbe hervorbringt wie der andere Mensch, indem ein Mensch den anderen Menschen völlig verstehen kann.

Dann aber, wenn man wirklich, was sonst nur individualistisch in der einzelnen Volksphantasie zum Ausdrucke kommt, bis zur Geistanschauung vertieft, dann werden die einzelnen Volksoffenbarungen nur mannigfaltige Ausdrücke sein für das, was in der Geistanschauung eine Einheit ist. Dann wird man über die ganze Erde hin bestehen lassen können die verschiedenen Volksindividualitäten, weil nicht eine abstrakte Einheit zu herrschen braucht, sondern weil sich das konkrete Eine, das gefunden wird durch die Geistanschauung, in der mannigfaltigsten Weise wird zum Ausdruck bringen lassen. Und dadurch werden sich in dem geistigen Einen die vielen verstehen können. Dann werden sie aus ihrem vielartigen Begreifen des Einheitlichen die Möglichkeit finden von Satzungen für ein Bündnis der Nationen, dann wird aus dem Geisteszustand, aus der geistigen Verfassung heraus auch die Rechtssatzung entstehen können, welche die Völker verbindet. Und dann wird Platz greifen in den einzelnen Völkern, was bei jedem einzelnen Volke sein kann: Interesse für Produktion und Konsumtion anderer Völker. Dann wird, was Geistesleben der Völker, was Rechtsleben der Völker ist, das Verständnis für andere Völker über die ganze Erde hin wirklich entwickeln können. (GA 332a, S. 192-198)

Zander widerspricht sich selbst, wenn er einerseits behauptet, die Dreigliederung verdanke sich keinem transhistorischen Strukturprinzip, sondern sei in tagespolitischen Debatten entstanden, und wenn er sie andererseits als eine Variante der Offenbarung des Geistigen bezeichnet.

Auf S. 1286 schreibt Zander:

»Ich vertrete die These ..., dass sich die Dreigliederung keinem transhistorischen Strukturprinzip verdankt, sondern in tagespolitischen Debatten zwischen 1917 und 1919 entstand ...«

Auf S. 1312 schreibt er:

»Gleichwohl ist der Subtext der Dreigliederung religiös kodiert, die Dreigliederung ist eine Variante der Offenbarung des Geistigen.«

Beides kann die Dreigliederung des sozialen Organismus nicht sein: sie ist entweder ein additiv verfertigtes Programm, dessen Inhalte aus der tagespolitischen Debatte geschöpft sind, oder eine Offenbarung mit religiösem und damit eminent transhistorischem Charakter.

An einer Stelle gesteht Zander offen, dass seine Quellensuchmaschine versagt. Das hindert ihn aber nicht daran, trotzdem Quellen zu postulieren, die allerdings im Unbestimmten liegen.

Auf S. 1322 schreibt Zander:

»Auf welchen Wegen ... seine Idee eines ›sozialen Organismus‹ zum zentralen Strukturmuster seiner Gesellschaftstheorie avancierte und welche [sic!] seine Quellen waren, war für mich angesichts der veröffentlichten Materialien, dieses Ergebnis vorweg, nicht zu klären. Steiner hat wohl nicht aus engumgrenzten Quellen geschöpft, denn organologische Vorstellungen waren im 19. Jahrhundert sowohl in politikwissenschaftlichen als auch in populären Veröffentlichungen weit verbreitet. Dass er sich aber aus beiden Segmenten bedient hat, belegen seine Bezugnahmen auf Schäffle und Meray ... in den ›Kernpunkten‹.«

Und auf S. 1324:

»Die präzise Identifikation von Steiners Quellen ist ... schwierig, aber vermutlich sind sie bei den unmittelbaren Zeitgenossen zu suchen.«

Zanders unermüdliche Suche nach »Quellen« für Steiners Weltanschauung führt im Fall des »sozialen Organismus« zu keinem positiven Ergebnis, mit anderen Worten: er hat keine Buchpublikation gefunden, der er die Herkunft dieses Gedankens zuschreiben kann. Das hindert ihn aber nicht daran, trotzdem »Quellen« für diese Idee zu postulieren, die er nebulös in »politikwissenschaftlichen« und »populären Veröffentlichungen« verortet.

Einmal mehr wird hier der zwanghafte Charakter der Zanderschen Methode offensichtlich. Das apodiktische Postulat: »Für alles muss es eine externe Quelle geben«, zwingt dazu, Quellen zu postulieren oder zu erfinden, auch wenn solche nicht aufzufinden sind. Wäre Zander dagegen von der Hypothese einer intrinsischen Quelle ausgegangen, hätte sich seine ganze Forschungsarbeit erübrigt bzw. diese hätte einen völlig anderen Charakter angenommen. Sie hätte zu einer wahren hermeneutischen Untersuchung werden können, die einen neuen Verständnishorizont für ein geistesgeschichtlich einzigartiges Phänomen erschließt. Stattdessen arbeitet sich Zander am fruchtlosen Versuch ab, nachträglich Scheinbeweise für ein a priori feststehendes Resultat zusammen zu suchen.

Ein weiteres Defizit, das Zander bei Steiner zu erkennen glaubt, ist seine angebliche Ignoranz gegenüber Vertragstheorien der Gesellschaft.

Auf S. 1324 schreibt Zander:

»Die vertragstheoretische Tradition sowohl französischer wie angelsächsischer Provenienz kam bei ihm praktisch nicht vor, eine Gesellschaftsstruktur als Gegenstand der freien Vereinbarung von Bürgern gab es bei ihm nicht ...«

Zander ignoriert die zahlreichen Stellen im Werk Steiners, in denen es um das rechtliche Fundament des Staates geht, das aus dem Miteinander freier Menschen entsteht. Die Vereinbarung zwischen freien Einzelnen wird gemeinhin als Vertrag bezeichnet.

Ein Beispiel für die Herleitung des Rechtes aus freien Vereinbarungen mündiger Menschen, das zugleich die Bedeutung des demokratischen Prinzips unterstreicht, findet sich in GA 322a.

»Und wie entwickelt sich im menschlichen Zusammenleben das Recht? Sehen Sie, eine Definition des Rechtes zu geben, ist oftmals versucht worden, aber niemals ist eigentlich eine befriedigende Definition des Rechtes herausgekommen. Ebensowenig ist viel herausgekommen, wenn man den Ursprung des Rechtes untersucht hat, wo das Recht herstammt. Man wollte diese Frage beantworten. Es ist niemals richtig etwas dabei herausgekommen. Warum nicht? Es ist geradeso wie wenn man irgendwie aus der menschlichen Natur und bloß aus der menschlichen Natur die Sprache entwickeln wollte. Es ist oftmals gesagt worden, und es ist richtig: Der Mensch, der auf einer einsamen Insel aufwächst, würde niemals zum Sprechen kommen, denn die Sprache entzündet sich an den anderen Menschen, an der ganzen menschlichen Gesellschaft.

So entzündet sich aus dem Gefühl im Zusammenwirken mit dem Gefühl des anderen innerhalb des öffentlichen Lebens das Recht. Man kann nicht sagen, es entspringe das Recht aus diesem oder jenem Winkel des Menschen oder der Menschheit, sondern man kann nur sagen: Die Menschen kommen durch ihre Gefühle, die sie gegenseitig füreinander entwickeln, in solche Beziehungen, dass sie diese Beziehungen in Rechten festlegen, festsetzen. Das Recht ist also etwas, nach welchem so gefragt werden sollte, dass man vor allen Dingen auf seine Entwickelung innerhalb der menschlichen Gesellschaft hinsieht. Dadurch aber kommt die Rechtsbetrachtung für den modernen Menschen gerade in unmittelbare Nähe dessen, was sich herauf entwickelt hat in der Geschichte der neueren Menschheit als die demokratische Forderung.

Man kommt dem Wesen solcher Forderungen, wie es die demokratische Forderung ist, nicht nahe, wenn man nicht die menschliche Entwickelung selber wie eine Art Organismus ansieht. Aber davon sind die gegenwärtigen Betrachtungsweisen sehr, sehr weit entfernt. Jeder Mensch empfindet es gewiss als etwas sehr Lächerliches und Paradoxes, wenn man erklären wollte, wie der Mensch von der Geburt bis zum Tode sich entwickelt unter dem Einfluss der Nahrungsmittel; wenn man erklären wollte, weil der Kohl so ist, der Weizen so ist, das Rindfleisch so ist, entwickelt sich der Mensch von seiner Geburt bis zum Tode so und so. Nein, niemand wird zugeben, dass das eine vernünftige Betrachtungsweise ist, sondern jeder wird zugestehen, dass man fragen muss: Wie ist es in der menschlichen Natur selbst begründet, dass zum Beispiel um das siebente Jahr herum aus dieser menschlichen Natur heraus die Kräfte kommen, die den Zahn Wechsel bewirken? Man kann nicht aus dem Kohl, aus dem Rindfleisch die Konsequenzen ziehen, dass der Zahnwechsel sich vollzieht. Ebenso muss man fragen: Wie entwickelt sich aus dem menschlichen Organismus heraus dasjenige, was zum Beispiel die Geschlechtsreife darstellt? – und so weiter. Man muss auf das, was sich entwickelt, auf seine innere Natur eingehen.

Suchen Sie sich unter den heutigen Vorstellungsarten aber eine, welche das auf die menschliche Entwickelungsgeschichte anwenden kann, welche sich zum Beispiel klar darüber wäre, dass, indem die Menschheit auf der Erde sich entwickelt, sie aus sich, aus ihrem Wesen heraus in den verschiedenen Zeitaltern gewisse Kräfte und Fähigkeiten, gewisse Eigentümlichkeiten entwickelt!

Wer lernt, sachgemäß zu sein in der Naturbetrachtung, kann diese sachgemäße Betrachtungsweise auch übertragen auf die Geschichtsbetrachtung. Und da findet man, dass aus den Tiefen der Menschennatur hervorgehend seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eben gerade diese Forderung nach Demokratie sich entwickelt hat und in den verschiedenen Gegenden der Erde mehr oder weniger befriedigt worden ist, diese Forderung: dass der Mensch in seinem Verhalten zu anderen Menschen nur dasjenige gelten lassen kann, was er selbst als das Richtige, als das ihm Angemessene empfindet. Das demokratische Prinzip ist aus den Tiefen der Menschennatur heraus die Signatur des menschlichen Strebens in sozialer Beziehung in der neueren Zeit geworden. Es ist eine elementare Forderung der neueren Menschheit, dieses demokratische Prinzip.

Wer diese Dinge durchschaut, der muss sie aber auch völlig ernst nehmen, der muss sich dann die Frage aufwerfen: Welches ist die Bedeutung und welches sind die Grenzen des demokratischen Prinzipes? – Das demokratische Prinzip – ich habe es eben charakterisiert – besteht darinnen, dass die in einem geschlossenen sozialen Organismus zusammenlebenden Menschen Beschlüsse fassen sollen, welche aus jedem einzelnen hervorgehen. Dann können sie natürlich nur für die Gesellschaft bindende Beschlüsse dadurch werden, dass sich Majoritäten ergeben. Demokratisch wird, was in solche Majoritätsbeschlüsse einläuft, nur dann sein, wenn jeder einzelne Mensch als einzelner Mensch dem anderen einzelnen Menschen als ein gleicher gegenübersteht. Dann aber können auch nur über diejenigen Dinge Beschlüsse gefasst werden, in denen der einzelne Mensch als gleicher jedem anderen Menschen in Wirklichkeit gleich ist. Das heißt: Es können nur Beschlüsse gefasst werden auf demokratischem Boden, über die jeder mündig gewordene Mensch dadurch, dass er mündig geworden ist, urteilsfähig ist. Damit aber haben sie – ich meine so klar als nur möglich – der Demokratie ihre Grenzen gezogen. Es kann ja nur dasjenige auf dem Boden der Demokratie beschlossen werden, was man einfach dadurch beurteilen kann, dass man ein mündig gewordener Mensch ist.« (GA 322a, S. 83-84)

Aber gesellschaftliche Verträge werden nicht nur im rechtlich-politischen Leben geschlossen, das auf diesen freien Vereinbarungen fußt, sondern auch im Wirtschaftsleben. Dies zeigt folgende Äußerung aus dem Jahr 1919:

»Wenn einmal ein wirklicher Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschlossen wird – der heute übliche Vertrag ist nur ein Scheinvertrag –, wird der Arbeitnehmer einsehen, dass seine Interessen am besten vertreten sind, wenn der Unternehmer den Betrieb mit seinen individuellen Kräften gut leitet, ohne ihn aber zu besitzen. Und dies ist eben dann möglich, wenn der Unternehmer ursprünglich aus freier Initiative die Forderung für seine geistige Leistung aufstellt und darüber mit den Arbeitern verhandelt. Kann diese Forderung nicht erfüllt werden, muss der Unternehmer mit seiner Forderung eben heruntergehen. Aber die Forderung muss aus völlig freier Initiative ursprünglich gestellt werden. Findet der Unternehmer keine Abnehmer, so muss er, was sich von selbst versteht, heruntergehen. Aber nun muss es dabei bleiben. Er bezieht nun aus dem Unternehmen heraus nichts weiter als den vereinbarten Anteil, der, wenn sich seine Arbeit vergrößert, vergrößert werden kann.« (GA 190, Dornach 1980, S. 28)

Einer zentralen Forderung, der Trennung von Arbeit und Einkommen, legt Steiner vertragliche Regelungen zugrunde, die auf dem Rechtsgebiet getroffen werden müssen:

»Ich habe jetzt öfter auseinandergesetzt, wie in der modernen Zeit Arbeitskraft Ware geworden ist. Dagegen hilft nicht der gewöhnliche Arbeitsvertrag, denn der geht davon aus, dass Arbeitskraft Ware ist, und er wird geschlossen über die Arbeit, die der Arbeiter dem Unternehmer leisten soll. Ein gesundes Verhältnis kann nur dadurch zustande kommen, dass der Vertrag gar nicht über die Arbeit geschlossen wird, dass die Arbeit als Rechtsverhältnis festgesetzt wird vom politischen Staate, und dass der Vertrag geschlossen wird über die Verteilung des erzeugten Produkts zwischen dem körperlich Arbeitenden und dem geistig Arbeitenden. Über die erzeugten Waren aber nur kann der Vertrag geschlossen werden, nicht über das Verhältnis der Arbeitskraft zum Unternehmer. Dadurch allein kann die Sache auf eine gesunde Basis gestellt werden.« (GA 193, Dornach 1989, S. 87)

In einem anderen Vortrag im Jahr 1921 stellt Steiner Gesetze im politisch-rechtlichen Bereich, an deren Zustandekommen alle mündigen Bürger beteiligt sind, und frei zu schließende Verträge im Bereich der Wirtschaft einander gegenüber.

»Zwischen den beiden, dem freien Geistesleben und dem assoziativen Wirtschaftsleben, steht dann das eigentliche politische, das eigentliche Staatsleben, wo die Majoritätsbeschlüsse ihre Berechtigung haben; wo alles, auch die menschliche Arbeit, zur Verhandlung kommt, für das jeder mündig gewordene Mensch kompetent ist. Im freien Geistesleben ist nicht jeder mündig gewordene Mensch kompetent; da könnten Majoritätsbeschlüsse nur alles verderben, ebenso im Wirtschaftsleben. Aber es gibt zum Beispiel Art und Maß der Arbeit, der menschlichen Arbeit; es gibt Gebiete, wo jeder Mensch, wenn er mündig geworden ist, kompetent ist, wo ein Mensch dem anderen als Gleicher gegenübersteht. Das ist das eigentliche staatlich-juristische, politische Gebiet im dreigliedrigen sozialen Organismus. Das ist dasjenige, worauf heute schon am deutlichsten das Geistesleben hinweist, was aber auch gemäß den Forderungen und Notwendigkeiten in den anderen Gebieten des sozialen Daseins verfolgt werden kann.

Dreigliederung des sozialen Organismus: Ein freies Geistesleben, gegründet auf das volle, freie Ausleben der menschlichen Einzelpersönlichkeit; ein Rechts- oder Staatsleben, das wirklich demokratisch ist, wo der Mensch als gleicher dem anderen gegenübersteht und wo Majoritäten entscheiden, weil nur in diesem Glied des sozialen Organismus zur Entscheidung kommt, worüber jeder mündig gewordene Mensch kompetent ist; ein Wirtschaftsleben, das auf Assoziationen aufgebaut ist, das wiederum aus Sach- und Fachkenntnis heraus entscheidet, wo der Vertrag gilt, nicht das Gesetz.« (GA 297a, Dornach 1998, S. 36-37)

Sehr schön kommt die Bedeutung von Verträgen im Unterschied zu Gesetzen auch in Notizen zum Ausdruck, die Steiner für einen Vortrag in Zürich 1919 angefertigt hat:

»1. Die Freiheit kann nur sich entwickeln auf Grund eines in voller Selbständigkeit sich entwickelnden geistigen Lebens. Denn das freie Entfalten der Kräfte beruht auf den Denkimpulsen, die sich ergeben, wenn das geistige Leben seine Eigenregulierung hat. -

2. Alle besonderen Verhältnisse ergeben sich aus der naturgemäßen Gliederung des sozialen Organismus: die assoziative Organisation der Wirtschaftssphäre. Das Verhältnis des Menschen zur Naturgrundlage ergibt Koalitionen und Assoziationen, die miteinander in sachgemäße Verbindung treten. Hier ist bestimmend die Wertbildung. Hier wird maßgebend der Vertrag.

das Rechtsverhältnis: Es liegt zu Grunde das Verhältnis von Mensch zu Mensch. Bestimmend wirkt das Recht. Es ergibt sich dadurch, dass derjenige ein Recht ›mit Recht‹ hat, der in den sozialen Organismus zum Gedeihen der andern eingreift. Nicht die Macht entscheidet, sondern das Maß, in dem die Betätigung eines Menschen in den sozialen Organismus eingreift.

das geistig-individuelle Leben. Bestimmend wirkt die Freiheit, mit der sich die seelische und geistige Begabung entfalten kann.

...

Bestimmend werden:

1. Auf dem Wirtschaftsgebiet: das System der aus Opportunität hervorgegangenen Verträge.

2. Auf dem politischen Gebiete: das System der öffentlichen Rechte.

3. Auf dem geistigen Gebiete die freie Konkurrenz der Begabungen und entwickelten Kräfte und Betätigungen.« (GA 328, Dornach 1977, S. 183)