Zanders Bemerkungen über die Düngung zeugen von seiner offensichtlichen Verwirrung durch diese Materie.

Auf S. 1588 schreibt Zander:

»Das wohl quantitativ häufigste Thema war die Düngung, wozu Steiner eine klare Position vertrat: ›Der mineralische Dünger ist dasjenige, was mit der Zeit ganz aufhören muss.‹ (GA 327,176) Mit diesem Verdikt zielte er auf die direkte Zuführung von Mineraldüngern, unter ›Umgehung des Lebendigen‹; Kalzium sollte vielmehr indirekt, durch Kompost oder Tierdung, dem Boden zugeführt werden, es müssten [sic!], ›wenn es heilend wirken soll, innerhalb des Bereiches des Lebendigen bleiben‹ (ebd., 134). Zu den kritisch bewerteten, aber offenbar unter diesen Bedingungen verwendbaren mineralischen Düngesubstanzen zählte er Stickstoff, Phosphorsäure, Kalk, Kali, Chlor und Eisen; explizit wollte er darüber hinaus auch teilweise hochtoxische Stoffe verwendet wissen, wenngleich in homöopathischer Dosierung: Kieselsäure, Blei, Arsen, Quecksilber und Natron (ebd., 122). ›Man‹ (also Nichtanthroposophen) lehne deren Gebrauch zwar ab, aber damit ›dokumentiert man, dass man eigentlich ganz im Finstern tappt‹ (ebd., 123).«

Diese Passage enthält ein ganzes Bündel von Irrtümern und Entstellungen. Steiner spricht kein »Verdikt« über den Mineraldünger aus, sondern geht in der Fragenbeantwortung auf die Frage nach der Wirkung »anorganischer Dünger« ein: »Dann wird sich nur herausstellen: Der mineralische Dünger ist dasjenige, was mit der Zeit ganz aufhören muss. Denn jeder mineralische Dünger bewirkt, dass nach einiger Zeit dasjenige, was auf den Feldern erzeugt wird, die mit ihm gedüngt werden, an Nährwert verliert. Das ist ein ganz allgemeines Gesetz. Nun wird gerade das, was ich angegeben habe, wenn es dann befolgt wird, es nicht nötig machen, dass man öfter düngt als alle drei Jahre. Vielleicht wird man alle vier bis sechs Jahre nur zu düngen brauchen. Den Kunstdünger wird man ganz entbehren können. Den wird man vor allem weglassen, weil es schon eine Billigkeitsfrage sein wird [gemeint ist: weil es billiger sein wird], wenn die Sachen angewendet werden. Der Kunstdünger ist dasjenige, was man dann nicht mehr braucht, was wieder verschwinden wird. ... Es wird heute alles mechanisiert und mineralisiert, aber es gilt durchaus das, dass wirken sollte das Mineralische nur auf diejenige Weise, wie es selber in der Natur wirken kann. Ohne dass man es in irgend etwas einbezieht, das Mineralische, soll man nicht eigentlich die lebendige Erde mit etwas ganz Leblosem, mit dem Mineralischen, durchsetzen.« (GA 327, Fragenbeantwortung vom 14. Juni 1923, Dornach 1999, S. 176, 122)

Die Problematik, die mit der Ausbringung von Mineraldünger verbunden ist, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Darüber gibt heute sogar Wikipedia Auskunft. Unter anderem führt die mineralische Phosphatdüngung zu einer Anreicherung des toxischen und radioaktiven Metalls Uran im Boden und damit in der Nahrungskette, da Phosphat und Uran über das Mineral Apatit chemisch eng aneinander gebunden sind. Zudem kommt es zu einer Anreicherung des ebenfalls giftigen Metalls Cadmium, das über die Pflanzen in die menschliche Nahrungskette gelangt. Jährlich werden mit diesem Kunstdünger in der Landwirtschaft insgesamt ca. 160 Tonnen Uran auf deutschen Feldern verstreut. Über Jahrzehnte hinweg gelangen diese nun langsam auch in das Grundwasser und gefährden damit das Trinkwasser. Die Gesamtmenge des bisher auf deutschen Ackerflächen ausgebrachten Urans beträgt bis zu 14.000 Tonnen.

Bei zu starker Ausbringung von Düngern besteht die Gefahr, dass der Boden überdüngt und damit die Bodenfauna nachteilig verändert wird, was wiederum zu Lasten der Erträge und der Qualität der Ernte geht. In Extremfällen kann es zur Abtötung der Pflanzen durch Plasmolyse kommen.

Die negative Folge für die Umwelt (Eutrophierung) muss unterschieden werden von den negativen Folgen einer Überdüngung auf die Qualität der erzeugten Produkte für die menschliche und die Tierernährung bereits vor dem Rückgang der Erträge: Insbesondere durch hohe Stickstoffgaben kommt es auch in den Pflanzen zu einer hohen Nitratkonzentration. Diese Nitrate werden im Darm von Mensch und Tier zu gesundheitlich nachteiligen Nitriten reduziert. In nicht frischem überdüngtem Gemüse sowie bereits im Boden bilden sich Nitrite als Zwischenstufe bei der Oxidation der Bestandteile von Stickstoffdünger, Gülle oder anderen stickstoffhaltigen Stoffen.

Überdies werden die nicht von den Pflanzen aufgenommenen Düngerbestandteile in das Grundwasser ausgeschwemmt und können dadurch dessen Qualität gefährden. Zudem führt das mineralsalzreiche Wasser, wenn es in Oberflächengewässer gelangt, zu einem Überangebot an Mineralstoffen (Eutrophierung), was zu Algenblüten führen kann und so Sauerstoffmangel im Tiefenwasser von Seen verursacht.

Dieses Problem besteht vor allem in Gebieten intensiver landwirtschaftlicher Nutzung mit hohem Viehbesatz (z. B. im Münsterland und in Südwestniedersachsen) und stellt die Wasserversorgung dort vor erhebliche Probleme. Zweck des Ausbringens von Gülle und Mist ist hier weniger die Steigerung des Ertrags, als eine Entsorgung der tierischen Exkremente in den Mastbetrieben.

Werden die Kulturen zu stark gedüngt, können die Erträge sinken. Es gilt also die Pflanzen optimal mit Mineralstoffen zu versorgen.

Für Steiner ist der entscheidende Gesichtspunkt hinsichtlich der mineralischen Substanzen der, dass sie dem Boden nicht direkt, als anorganische mineralische Substanzen zugesetzt werden, sondern vermittelt durch etwas Lebendiges, durch Pflanzen. Steiner unterscheidet, die »landwirtschaftliche Literatur« zitierend, zwischen Stickstoff, Phosphorsäure, Kalk, Kali, Chlor, Eisen auf der einen Seite und Kieselsäure, Blei, Arsen, Quecksilber, Natron auf der anderen. Stickstoff, Phosphor und Kalium aus der ersten Gruppe werden heute als »Grundnährstoffe« oder »Hauptnährelemente« der Pflanzen bezeichnet, aus der zweiten Gruppe rechnet man Kieselsäure und Arsen zu den »Spurenelementen«.

Kieselsäure, Blei, Quecksilber, Arsen »gibt der Himmel, und der gibt sie freiwillig her mit dem Regen.« (S. 123) Diese Substanzen sind laut Steiner in feinster homöopathischer Dosierung in der Umwelt der Pflanze verteilt und die Pflanzen »saugen« sie aus dem Umkreis, aus dem Erdboden auf. Es kann also nicht die Rede davon sein, Steiner hätte empfohlen, teilweise hochtoxische Substanzen, wenn auch in homöopathischer Dosierung, als Düngemittel zu verwenden.

Damit die anderen Substanzen, Steiner nennt »Phosphorsäure, Kali und Kalk« (S. 123), von den Pflanzen auf lebendige Weise aufgenommen werden können, »muss man die Erde bearbeiten, muss man in der richtigen Weise düngen.« (S. 123) »Und da kommt es nicht darauf an, dass wir ihm [dem Dünger] bloß Substanzen zusetzen, von denen wir glauben, dass er sie haben muss, damit er sie in die Pflanzen befördert, sondern es kommt darauf an, dass wir ihm lebendige Kräfte zusetzen. Denn für die Pflanze sind viel wichtiger lebendige Kräfte als bloß ... die Substanzen.« (S. 124) Um den Pflanzen diese »lebendigen Kräfte« zuzuleiten, werden dem Stalldünger, der Jauche oder dem Kompost bestimmte pflanzliche Präparate zugesetzt, die aus Schafgarbe (Schwefel + Kalium), Kamille (Schwefel, Kalium + Kalzium) Brennessel (Schwefel, Kalium, Kalzium + Eisen), Löwenzahn (Kalium + Kieselsäure / Silizium) und Baldrian (+ Phosphor) gewonnen werden. Ein Präparat aus Eichenrinde, das den Pflanzen Kalzium zuführt, schützt sie vor Krankheiten. »Dann wird man durch diese sechs Ingredienzien einen ganz vorzüglichen Dünger, sowohl aus Jauche wie aus Stallmist wie aus Kompost herstellen können«, der den künstlichen Mineraldünger überflüssig macht. (S. 139)

Über die Heilung von Pflanzenkrankheiten mit Hilfe des lebendigen Kalziums führt Steiner folgendes aus: »Der Mensch kann aussprechen, was ihm wehtut. Tiere und Pflanzen können das nicht. Aber es ist ja schon so, dass da eben mehr generaliter abläuft die Heilung. Nun, nicht alle, aber eine große Anzahl gerade von Pflanzenkrankheiten, sobald sie bemerkt werden, können durch eine rationelle Gestaltung der Düngung wirklich behoben werden, und zwar auf folgende Weise.

Man muss dann Kalzium beibringen dem Boden durch die Düngung. Aber es wird dann gar nichts helfen, wenn man das Kalzium dem Boden beibringt mit der Umgehung des Lebendigen, sondern es muss das Kalzium, wenn es heilend wirken soll, innerhalb des Bereiches des Lebendigen bleiben. Es darf nicht herausfallen aus dem Lebendigen. Sie können nichts anfangen mit dem gewöhnlichen Kalk oder dergleichen.

Nun haben wir eine Pflanze, welche reichlich Kalzium enthält, siebenundsiebzig Prozent der Aschensubstanz, aber in feiner Verbindung, das ist die Eiche. Und insbesondere ist es die Rinde der Eiche, welche schon eine Art Zwischenprodukt darstellt zwischen dem Pflanzlichen und dem lebendigen Erdigen, ganz in dem Stile, wie ich Ihnen das auseinandergesetzt habe von der Verwandtschaft des belebten Erdigen mit der Rinde. In bezug auf dasjenige, was dann als Kalzium zutage tritt, ist dasjenige, was an Kalziumstruktur in der Eichenrinde vorhanden ist, das alleridealste. Nun hat das Kalzium, wenn es noch im belebten Zustande, nicht im toten ist – im toten wirkt es auch –, dasjenige, was ich auseinandergesetzt habe. Es schafft Ordnung, wenn der Ätherleib zu stark wirkt, so dass an irgendein Organisches das Astrale nicht herankommen kann. Es tötet (es dämpft) den Ätherleib, macht dadurch die Wirkungen des Astralleibes frei; das ist bei allem Kalk der Fall. Aber wenn wir wollen, dass in einer sehr schönen Weise ein wucherndes Ätherisches sich zusammenzieht und so zusammenzieht, dass diese Zusammenziehung wirklich eine recht regelmäßige ist, nicht Schocks erzeugt im Organischen, so müssen wir das Kalzium gerade in der Struktur verwenden, in der wir es finden in der Eichenrinde.

Nun sammeln wir Eichenrinde, wie wir ihrer habhaft werden können. Wir brauchen gar nicht viel, nicht mehr, als leicht zu erreichen ist. Sammeln wir das und hacken es etwas durch, so dass wir eine bröselige Konsistenz, eine bröselige Struktur haben. Dann nehmen wir – es ist fast einerlei, von welchem unserer Haustiere – einen Schädel, eine Schädeldecke, geben da diese zerhackte Eichenrinde hinein, schließen sie wiederum möglichst mit Knochenmasse ab, und das versenken wir nun in die Erde und geben, nachdem wir es nicht sehr tief eingegraben haben, Torfmull darauf und versuchen durch Einleitung irgendeiner Rinne möglichst viel Regenwasser an den Platz zu bekommen. Man könnte es sogar so machen: Man könnte in einen Bottich, in den immerfort Regenwasser einfließen und wiederum abfließen könnte, man könnte da solche Pflanzensubstanz hineingeben, die stark bewirkt, dass immer Pflanzenschlamm da ist. In diesem, sozusagen Pflanzenschlamm, liegt dieses Knochengefäß, das die zerbröckelte Eichenrinde einschließt. Das muss nun wiederum überwintern – Schneewasser ist ebensogut wie Regenwasser –, muss durchmachen womöglich Herbst und Winter.

Aus dieser Masse wird nun dasjenige unseren Düngemassen beigesetzt, was ihnen wirklich die Kräfte verleiht, schädliche Pflanzenkrankheiten prophylaktisch zu bekämpfen, aufzuhalten.« (GA 327, Vortrag vom 13. Juni 1923, Dornach 1999, S. 134).

*

Steiners Ausführungen über die zwei Gruppen von Mineralsubstanzen im Zusammenhang: »Aber sehen Sie, es gibt einen Satz, den Sie heute in aller landwirtschaftlichen Literatur in der mannigfachsten Weise finden werden – er geht ja hervor aus demjenigen, was man an Erfahrungen zu haben glaubt –, der lautet etwa in der folgenden Weise: Stickstoff, Phosphorsäure, Kalk, Kali, Chlor und so weiter, Eisen sogar, sie haben alle ihren großen Wert für den Boden, auf dem Pflanzenwachstum gedeihen soll. Aber Kieselsäure, Blei, Arsen, Quecksilber – sogar Natron führt man dabei an –, die haben für das eigentliche Gedeihen der Pflanzen höchstens einen Reizwert, wie man sagt. Man kann die Pflanzen damit anregen.

Indem man diesen Satz ausspricht, dokumentiert man, dass man eigentlich ganz im Finstern tappt, und es ist nur gut, dass man – gewiss aus alten Traditionen heraus – sich den Pflanzen gegenüber nicht so toll benimmt, wie man sich benehmen würde, wenn man diesen Satz auch befolgen würde. Man kann ihn nämlich auch nicht befolgen. Denn was liegt denn vor?

Sehen Sie, in Wirklichkeit ist die Sache nur so, dass einen die große Natur nicht so gnadenlos verlässt, wenn man ihre Kieselsäure, ihr Blei, ihr Quecksilber, ihr Arsen nicht berücksichtigt, wie sie einen verlässt, wenn man Kali oder Kalk oder Phosphorsäure nicht berücksichtigt in ordentlicher Weise. Denn Kieselsäure, Blei, Quecksilber, Arsen gibt der Himmel, und der gibt sie freiwillig her mit dem Regen. Um in der richtigen Weise Phosphorsäure, Kali, Kalk in der Erde zu haben, muss man die Erde bearbeiten, muss man in der richtigen Weise düngen. Das gibt der Himmel nicht freiwillig her. Aber dennoch, man kann allerdings durch fortgesetztes Wirtschaften die Erde verarmen. Man verarmt sie ja fortwährend. Deshalb muss man sie düngen. Und es kann nach und nach, wie es bei vielen Wirtschaften der Fall ist, die Ausgleichung durch den Dünger zu schwach sein. Dann treibt man Raubbau. Dann lässt man die Erde dauernd verarmen.

Man muss dafür sorgen, dass der eigentliche Naturprozess sich ganz richtig vollziehen kann. Was man die Reizwirkungen nennt, sind nämlich die allerwichtigsten Wirkungen. Es sind vorhanden, in feinster Dosierung um die ganze Erde herum wirkend, gerade die Stoffe, die man für unnötig hält; und die Pflanzen brauchen sie so notwendig wie das, was ihnen von der Erde zukommt. Nur saugen sie sie aus dem Weltenkreis auf: Quecksilber, Arsen, Kieselsäure, sie saugen sie aus dem Erdboden auf, nachdem die Stoffe selber in den Erdboden hineingestrahlt worden sind.

Wir Menschen können durchaus das machen, dass wir eben ganz den Erdboden verhindern würden, in der richtigen Weise hineinzustrahlen aus dem Weltenumkreis dasjenige, was die Pflanzen brauchen. Wir könnten allmählich, indem wir planlos fortdüngen, die Erde verhindern, aufzusaugen dasjenige, was an Kieselsäure, Blei, Quecksilber, wirksam ist, in feinster homöopathischer Dosierung, was, wenn ich so sagen darf, aus dem Weltenumkreis herankommt und in das Pflanzenwachstum aufgenommen werden muss, damit die Pflanze, die eigentlich ihren Leib in der Gestaltung des Kohlenstoffes mit Hilfe desjenigen aufbaut, was in feinster Dosierung herankommt aus dem Weltenkreis, immer durch die Erde wirklich das hat, was sie braucht.« (GA 327, Vortrag vom 13. Juni 1923, Dornach 1999, S. 122)

Zanders Beschreibungen der spezifisch anthroposophischen Düngemethoden sind an Konfusion kaum zu überbieten.

Auf S. 1588 schreibt Zander:

»Spezifisch anthroposophische Düngemethoden verstand er explizit als zusätzliche Maßnahmen (GA 327,118 f.), unter denen die Düngeraufbereitung in Kuhhörnern wiederum einen besonders breiten Raum einnahm. Für Steiner waren Hörner ein Ort, ›der in besonders starker Weise die Strömungen nach innen sendet‹ (ebd., 97). Er beschrieb dann detailliert die Herstellung des Horndüngers: Quarz, Kiesel oder Feldspat (ebd.,101) seien in ein Kuhhorn zu stopfen, das man dann ›dreiviertel bis eineinhalb Meter tief‹ in die Erde zu versenken habe (ebd., 99), und nach einem Winter sei ›eine ungeheure Kraft darinnen an Astralischem und an Ätherischem‹ (ebd., 100). Im Frühjahr müsse der Inhalt des Horns in einem halben Eimer Wasser verdünnt und eine Stunde lang so gerührt werden, dass ein Trichter entstehe, und zwar mit wechselnder Drehrichtung. Das so gefüllte Horn lasse man übersommern, um es dann in wesentlich geringerer Menge – ein erbsen- oder stecknadelkopfgroßes Stückchen auf einen Eimer Wasser (ebd., 102), also in homöopathischer Hochpotenz – zu verspritzen.«

Was nach Zanders Darstellung im Mittelpunkt stand, die Düngeraufbereitung in Kuhhörnern, ist nur ein Bestandteil der gesamten Palette biologisch-dynamischer Präparate. Zander vermengt außerdem das Hornmist- mit dem Hornkieselpräparat und unterscheidet nicht deren gegensätzliche Herstellungs- und Wirkungsweise. Er wirft alles durcheinander und gelangt in Bezug auf die Herstellung des Hornkieselpräparats zu extrem verfälschenden Aussagen (GA 327, S. 100f).

Im Zusammenhang führt Steiner folgendes über die Herstellung der Hornmist- und der Hornkieselpräparate aus.

Herstellung des Hornmistpräparats:

»Nehmen wir Dünger, wie wir ihn bekommen können, stopfen wir damit ein Kuhhorn aus und geben wir in einer gewissen Tiefe – ich will sagen etwa dreiviertel bis ein halb Meter tief, wenn wir einen unten nicht zu tonigen oder zu sandigen Boden haben – das Kuhhorn in die Erde. Wir können ja einen guten Boden dazu, der nicht sandig ist, auswählen. Sehen Sie, dadurch, dass wir nun das Kuhhorn mit seinem Mistinhalt eingegraben haben, dadurch konservieren wir im Kuhhorn drinnen die Kräfte, die das Kuhhorn gewohnt war, in der Kuh selber auszuüben, nämlich rückzustrahlen dasjenige, was Belebendes und Astralisches ist. Dadurch, dass das Kuhhorn äußerlich von der Erde umgeben ist, strahlen alle Strahlen in seine innere Höhlung hinein, die im Sinne der Ätherisierung und Astralisierung gehen. Und es wird der Mistinhalt des Kuhhorns mit diesen Kräften, die nun dadurch alles heranziehen aus der umliegenden Erde, was belebend und astralisch ist, es wird der ganze Inhalt des Kuhhorns den ganzen Winter hindurch, wo die Erde also am meisten belebt ist, innerlich belebt. Innerlich belebt ist die Erde am meisten im Winter. Das ganze Lebendige wird konserviert in diesem Mist, und man bekommt dadurch eine außerordentlich konzentrierte, belebende Düngungskraft in dem Inhalte des Kuhhorns.

Dann kann man das Kuhhorn ausgraben; man nimmt dasjenige, was da als Mist drin ist, heraus. Bei unseren letzten Proben in Dornach haben sich die Herrschaften selber davon überzeugt, dass, als wir den Mist herausgenommen haben, er überhaupt nicht mehr gestunken hat. Es war das ganz auffällig. Er hatte keinen Geruch mehr, aber er fing natürlich an, etwas zu riechen, als er nun wieder mit Wasser bearbeitet wurde. Das bezeugt, dass alles Riechende in ihm konzentriert und verarbeitet ist. Da ist eine ungeheure Kraft darinnen an Astralischem und an Ätherischem, die Sie brauchen können dadurch, dass Sie nun dasjenige, was Sie da aus dem Kuhhorn herausnehmen, nachdem es überwintert hat, mit gewöhnlichem Wasser, das nur vielleicht etwas erwärmt sein sollte, verdünnen. Es hat sich immer ergeben, indem ich zuerst die Fläche angeschaut habe, die da gedüngt werden sollte – man bekommt dadurch einen Eindruck über das Quantitative –, wenn man mit solchem Dünger versorgen will eine Fläche, die etwa so groß ist, wie, sagen wir, von dem dritten Fenster vielleicht bis zu dem ersten Quergang (ca. 1200 m2), man dazu nur ein Kuhhorn braucht, dessen Inhalt man verdünnt in etwa einem halben Eimer Wasser. Dann hat man nötig, diesen ganzen Inhalt des Kuhhorns aber in eine gründliche Verbindung zu bringen mit dem Wasser. Das heißt, man muss jetzt anfangen zu rühren, und zwar so zu rühren, dass man schnell rührt am Rande des Eimers, an der Peripherie herumrührt, so dass sich im Innern fast bis zum Boden herunter ein Krater bildet, so dass das Ganze in der Tat rundherum durch Drehung in Rotierung ist. Dann dreht man schnell um, so dass das Ganze nun nach der entgegengesetzten Seite brodelt. Wenn man das eine Stunde fortsetzt, so bekommt man eine gründliche Durchdringung.

Ja, Sie müssen nur bedenken, wie wenig man braucht an Arbeit.

Die Arbeitslast wird nicht sehr groß sein für diese Dinge. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die sonst unbeschäftigten Mitglieder einer Landwirtschaft ein besonderes Vergnügen haben werden, gerade in dieser Weise wenigstens im Anfang dieser Sache Mist zu rühren. Wenn also die Haustöchter und Haussöhne das besorgen, so könnte es in der wunderbarsten Weise besorgt werden. Denn es ist ein sehr angenehmes Gefühl, zu entdecken, wie eben ein doch noch leise gehaltener Duft aus dem ganz Duftlosen sich herausentwickelt. Dieses persönliche Verhältnis, das Sie entwickeln können zu der Sache, hat etwas außerordentlich Wohltuendes für den Menschen, der gerne die Natur im allgemeinen wahrnimmt, nicht nur so, wie es im Baedeker steht.

Sehen Sie, dann wird es sich nur darum handeln – bei kleinen Flächen kann man es mit Hilfe einer gewöhnlichen Spritze tun –, die Sache auszuspritzen über geackerten Boden, so dass es sich mit dem Erdreich vereinigt. Es ist ja selbstverständlich, dass man nötig hat, dann die Sache so zu machen, dass man für größere Flächen besondere Maschinen wird konstruieren müssen. Aber wenn man es nun dahin bringt, das gewöhnliche Düngen mit dieser Art, ich möchte sagen, ›geistigem Miste‹ zu verbinden, dann wird man schon sehen, welche Fruchtbarkeit aus diesen Dingen hervorgehen kann. Namentlich wird man sehen, dass diese Dinge ja entwickelbar sind in einer ganz außerordentlichen Weise. Denn es kann sich gleich an diese Maßnahme, die ich eben beschrieben habe, eine andere anschließen, die in folgendem bestehen kann ...«

Herstellung des Hornkieselpräparats:

»Man nimmt wiederum Kuhhörner, füllt sie aber jetzt aus nicht mit Mist, sondern füllt sie aus mit bis zu Mehl zerriebenem Quarz oder Kiesel, oder auch Orthoklas, Feldspat, und bildet aus diesem einen Brei, der etwa die Dicke eines ganz dünnen Teiges hat, und füllt damit das Kuhhorn aus. Jetzt, statt dass man das Kuhhorn überwintern lässt, lässt man es übersommern, nimmt es alsdann, nachdem es übersommert hat, im Spätherbst heraus, bewahrt nun den Inhalt bis zum nächsten Frühjahr, dann nimmt man heraus dasjenige, was da dem sommerlichen Leben in der Erde ausgesetzt war, und behandelt es in ähnlicher Weise, nur dass man jetzt viel geringere Quantitäten braucht. Sie können also ein erbsengroßes Stückchen verteilen durch Rühren auf einen Eimer Wasser, vielleicht auch nur ein stecknadelkopfgroßes Stückchen. Nur muss man das auch eine Stunde lang rühren. Wenn Sie das verwenden zum äußeren Bespritzen der Pflanzen selber – es wird sich insbesondere bewähren bei Gemüsepflanzen und dergleichen –, nicht zum brutalen Begießen, sondern zu einem Bespritzen, dann werden Sie sehen, wie nun das der Wirkung, die von der anderen Seite durch den Kuhhornmist aus der Erde kommt, unterstützend zur Seite steht.

Und wenn man einmal, was ja gar nicht so, ich möchte sagen, uneben wäre, die Sache auch wirklich für Felder ausdehnen würde – warum sollte denn es nicht auch möglich sein, Maschinen zu haben, sie werden nicht so schwer herzustellen sein, die einfach über ganze Felder die ganz schwache Bespritzung, die wir brauchen, ausgießen –, dann würden Sie sehen, wie der Kuhhornmist von unten heraufstößt, das andere von oben zieht, weder zu schwach, noch zu stark zieht. Und in wunderbarer Weise, gerade bei Saatfrüchten, könnte das wirken.« (GA 327, Vortrag vom 12. Juni 1924, Dornach 1999, S. 99 ff.)

Zander unterstellt Steiner rein pragmatische Gründe, die ihn dazu bewogen hätten, Fragen der Pflanzenproduktion den meisten Platz in seinen Vorträgen einzuräumen. Darin sieht Zander eine Unausgewogenheit, die Steiner angeblich herunterzuspielen versuchte. Tierzucht und Fütterung würden nur im letzten Vortrag des »Landwirtschaftlichen Kurses« behandelt.

Auf S. 1588 schreibt Zander:

»In Steiners ›geisteswissenschaftlicher‹ Landwirtschaft nahmen Fragen der Pflanzenproduktion den breitesten Raum ein. Lediglich der letzte der acht Vorträge war der Tierzucht, und dabei auch nur der Fütterung, gewidmet. Diese Unausgewogenheit hat Steiner jedoch versucht, abzuwiegeln: Gleich mehrere Themen gehörten zu den ›allerwichtigsten‹, wie er wiederholt behauptet (z. B. GA 327,51.63.195). Dass hinter dieser Konzentration auf den Pflanzenbau höchst pragmatische Motive standen, wird sich noch zeigen (s. u. 17.4.2).«

Und in Fortführung dieser Ankündigung auf S. 1595-96:

Der Anspruch einer allgemeinen anthroposophischen Landwirtschaftslehre wird faktisch nur am Beispiel des großgrundbesitzenden Adels in Schlesien um die Keyserlingks expliziert. Deren Landbau war auf Pflanzenanbau ausgerichtet, namentlich auf den durch die Bodenbonität möglichen Anbau von Rüben, die in der eigenen Zuckerraffinerie weiterverarbeitet wurden. Viehwirtschaft wurde nur nachgeordnet im Rahmen des Rübenanbaus betrieben (s. o. 17.2.2); Milchwirtschaft wird nur beiläufig genannt. Diese Ausrichtung erklärt die weitgehende Reduktion auf phytologische Fragen in Steiners Koberwitzer Vorträgen und den weitgehenden Verzicht auf Fragen der Tierhaltung. Auch die intensive Behandlung von Düngungsfragen war den Koberwitzer Verhältnissen geschuldet. Angesichts der latifundienartigen Ausdehnung der Keyserlingkschen Güter besaß die Frage der Düngung, als nach dem Ersten Weltkrieg war [sic!] der Mineraldüngerverbrauch wieder angestiegen war, eine beträchtliche ökonomische wie ökologische Relevanz ... Die anthroposophische Landwirtschaft, die den Anspruch erhobt [sic!], einen allgemeinen Schlüssel für die landwirtschaftlichen Fragen zu bieten, war ... in ihrem Kern erstmal nur eine Antwort auf die betriebswirtschaftlichen Probleme der Keyserlingkschen Güter in Koberwitz.«

Steiners Anliegen war es, das Erfahrungswissen und den wissenschaftlichen Kenntnisstand seiner Zeit durch spirituelle Gesichtspunkte zu erweitern. Seine landwirtschaftlichen Vorträge greifen weit über engbegrenzte »phytologische« Perspektiven hinaus.

Sie stellen im Grunde genommen eine Erneuerung der Alchemie aus dem Geiste der Kosmologie dar. Landwirtschaft wird als eine Tätigkeit beschrieben, in der sich der gesamte kosmisch-irdische, stofflich-geistige Lebensprozess spiegelt. Der kosmisch-irdische Lebensprozess, ein fortdauerndes Geschehen der Stoffumwandlung, der Verstofflichung des Geistes und Vergeistigung der Stoffe, wird vom alchymischen Landwirt mit seinen Tätigkeiten begleitet. Seine Verantwortung besteht darin, dem irdisch-kosmischen Lebensprozess das, was er ihm durch die Produktion von Nahrungsmitteln entzieht und was er in die Entlebendigung hineinführt, wiederum zurückzugeben.

Die Frage der Düngung ist keine »phytologische« Frage. Denn wo kommt der Dünger her, wenn er nicht aus der mineralischen Welt geschöpft wird? Aus der Tierwelt. Es geht also auch bei der Behandlung des Düngers um den Zusammenhang und das Zusammenwirken von Mensch, Tier und Pflanzenwelt. Mit der Herstellung des Düngers greift der Landwirt durch seine alchemistischen Verrichtungen in den Stoffhaushalt der Natur ein und unterstützt das Wirken der kosmischen Kräfte auf der Erde.

Der Begriff der »landwirtschaftlichen Individualität«, der im Zentrum seiner Betrachtungen steht, verweist insbesondere auf diesen Zusammenhang zwischen Mensch, Pflanze und Tier, gehört doch zu dieser Individualität die Geschlossenheit. So führt Steiner im zweiten Vortrag aus: »Jede Landwirtschaft müsste eigentlich sich nähern ... diesem Zustand, eine in sich geschlossene Individualität zu sein. Das heißt, es sollte die Möglichkeit herbeigeführt werden, alles dasjenige, was man braucht zur Hervorbringung, innerhalb der Landwirtschaft selbst zu haben, wobei zur Landwirtschaft der entsprechende Viehbestand selbstverständlich hinzugerechnet werden muss ... Eine gesunde Landwirtschaft müsste dasjenige, was sie selber braucht, in sich selber auch hervorbringen können.« (GA 327, Vortrag vom 10. Juni 1924, Dornach 1999, S. 42)

Steiner ging in seinen Vorträgen auf das Wesen der Pflanzen ein, nicht speziell auf den Pflanzenbau, auf das Wesen der Tiere, vor allem des Rindes, sodann auf die tierischen Organe, etwa die Polarität von Horn und Geweih, die tierischen Hüllenorgane für die Präparateherstellung, die Bedeutung der Würmer, Vögel, Insekten usw. Auf die Rübenzucht, die in Koberwitz im Vordergrund stand, ging er überhaupt nicht ein, was er doch hätte tun müssen, wenn er wie Zander unterstellt, »eine Antwort auf die betriebswirtschaftlichen Probleme der Keyserlingkschen Güter in Koberwitz« mit ihrem Rübenanbau hätte geben wollen. Lediglich im Zusammenhang mit der Bekämpfung tierischer Schädlinge finden Rüben Erwähnung, da Steiner auf 3 Seiten über Rübennematoden spricht. (S. 160-163)

Zander versteigt sich zur Behauptung, Steiner habe den Anspruch einer »allgemeinen anthroposophischen Landwirtschaftslehre« »faktisch nur am Beispiel des großgrundbesitzenden Adels in Schlesien um die Keyserlingks expliziert.«

Der sozialhistorische Kontext von Koberwitz hatte auf den Inhalt des Landwirtschaftlichen Kurses keinerlei Einfluss. Steiner war mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sehr vertraut. Er zog nur wenige Beispiele aus den konkreten Verhältnissen in Koberwitz heran, um grundsätzliche Aussagen der anthroposophischen Geisteswissenschaft zu exemplifizieren, so das Problem der Rübennematoden und des Eisengehalts des dortigen Trinkwassers. Die Viehwirtschaft war in Koberwitz keineswegs nachgeordnet. Es bestand eine umfangreiche Abmelkwirtschaft, und nach dem Kurs wurde mit dem Aufbau einer Herdbuchzucht begonnen. Steiners Darlegungen waren so allgemein gehalten, dass sie an nahezu jeder landbauliche Situation dieser Erde individualisiert werden können. Auch alle anderen Aussagen Zanders, die darauf abzielen, die Inhalte des Landwirtschaftlichen Kurses aus der Lage in Koberwitz und den dortigen Praktiken bezüglich Pflanzenbau, Viehhaltung, Düngerwirtschaft und Maschineneinsatz abzuleiten, sind durchgängig konstruiert und halten einer genaueren Nachprüfung nicht stand.

Aus Kartoffeln versucht Zander Weizen zu deduzieren, wenn er den biologisch-dynamischen Landbau aus den Vorstellungen der zeitgenössischen Alternativbewegungen herauswachsen sieht.

Auf S. 1590 schreibt Zander:

»Die Übereinstimmungen mit den wenig älteren und zeitgleichen Vorstellungen sind, wie im folgenden deutlich werden wird, massiv, doch sind die konkreten Anschlussstellen bislang noch nicht identifiziert.«

Zander gibt einmal mehr vollmundige Versprechungen, die er nicht einzulösen vermag, was er sogar selbst zugesteht. Einerseits behauptet er, die »Übereinstimmungen mit den wenig älteren und zeitgleichen Vorstellungen« seien »massiv«, andererseits schreibt er aber im selben Atemzug, »die konkreten Anschlussstellen» seien »bislang noch nicht identifiziert«. Diese Identifizierung leisen auch seine »folgenden« Ausführungen nicht.

Zander versteigt sich zu der Behauptung, Steiner habe lediglich Gemeinplätze seiner Zeit reproduziert.

Auf S. 1591 schreibt Zander:

»All die Debatten, die sich auch bei Steiner um die ›Düngerfrage‹ rankten, waren seit der Vorkriegszeit Gemeinplätze in den Debatten [sic!] unter alternativen Landwirten.«

Steiner führte keine solchen Debatten-Debatten. Ihm ging es nicht um die Beurteilung gängiger Methoden der Zubereitung organischer Dünger. Er griff Fragen und Probleme auf, die sich aus der zeitgenössischen Düngungspraxis ergaben. Er erweiterte den Begriff der Düngung, der seit dem Heraufkommen des Materialismus im 19. Jahrhundert rein stoffbezogen war und auf die Behebung stofflicher Defizite bzw. den Nährstoffersatz abzielte, zu einem solchen, der die Kräfte einbezog, für welche die Stoffe in je spezifischer Art Träger sind. In der unbelebten Natur steht der Stoff in einem anderen Kontext von Kräften, als in der belebten Natur des Pflanzen-, der beseelten des Tierreichs oder der geistigen des Menschen. Düngung heißt »Belebung der Erde«. »Man muss wissen, dass das Düngen in einer Verlebendigung der Erde bestehen muss.« (GA 327, S. 91)